Mit dem Kleincomputer am Krankenbett |
24.02.2003 00:00 Uhr |
Pocket-PCs als elektronische Zeitplaner im Westentaschenformat sind nicht mehr nur Ausweis technikverliebter Jungmanager. Immer mehr Anwendungen gehen über Adressbuchfunktion und Terminverwaltung hinaus und machen das kleine Gerät zum echten „Personal Digital Assistant“ (PDA), wie die Mini-Computer auch heißen.
In einigen schweizerischen Kliniken gehört der PDA schon zum Inhalt ärztlicher Kitteltaschen; fast so selbstverständlich wie das Stethoskop. Dr. Ulrich Woermann von der Abteilung für Unterrichtsmedien in Bern stellte diese Anwendung während des Kongresses Learntec in Karlsruhe vor.
Unter Personal Digital Assistants oder Handheld-Computern versteht man eine recht heterogene Gruppe von Geräten, für die sich noch keine allgemein gültigen Standards herausgebildet haben. Marktführer bei den Betriebssystemen ist nach wie vor Palm-OS, auch im ärztlichen Bereich. 80 Prozent der amerikanischen Ärzte benutzen entsprechende Geräte und 90 Prozent der im medizinischen Bereich verfügbaren Software basiert auf Palm-OS.
Learntec Die jährlich in Karlsruhe stattfindende Learntec gilt als wichtigste E-Learning-Veranstaltung in Europa. Über 9000 Fachleute aus 45 Ländern besuchten in diesem Jahr 250 Vorträge und über 300 Messestände. Zentrale Themen waren Didaktik und Qualität elektronischer Lehrmedien und internetbasierte Lernplattformen.
Die bei weitem beliebtesten Anwendungen betreffen Arzneimittel. Inzwischen ist eine Reihe von Datenbanken in PDA-tauglichen Formaten erhältlich. Der Arzt kann sich mit ihrer Hilfe über das Arzneimittelangebot des Marktes oder der speziellen Klinik informieren, Interaktionen abfragen und die gefundenen Daten auch direkt für das Rezeptieren verwenden. Regelmäßige Datensynchronisation mit dem stationären PC macht die am Patientenbett („point of care“) erhobenen Daten für andere Anwendungen verfügbar.
Die Möglichkeit, korrekte Arzneimittelinformationen schnell zu finden und Verordnungen elektronisch an die Apotheke zu versenden, reduziert nach amerikanischen Erfahrungen die Fehlerquote bei der Arzneimittelverordnung um bis zu 50 Prozent. Die patientennahe Verfügbarkeit relevanter Informationen, zu denen beispielsweise auch Therapiestandards und -richtlinien gehören, erhöht deren Nutzungsfrequenz und führt folglich zu weniger Fehlern und einer stärker auf Evidenz basierten Behandlung.
Problemzone Datenschutz
Bislang erschweren Probleme beim Datenschutz die Erfassung und Übertragung von Patientendaten. Durch eine besondere Verschlüsselung oder eine Einbindung der Geräte in drahtlose Netzwerke („wireless local area networks“, WLAN) sollen diese Schwierigkeiten demnächst gelöst werden.
In der Lehre werden die Kleincomputer bis jetzt nur indirekt verwendet, etwa zur Eingabe von Leistungsbeurteilungen durch Prüfer oder für statistische Erhebungen. Dabei gäbe es durchaus weitere sinnvolle Einsatzmöglichkeiten. So erfordern moderne Lehr- und Prüfungsmethoden in der Schweiz einen Einzelnachweis klinischer Tätigkeiten des Studenten und eine Evaluation seiner Leistungen im Praktikum. Beispielsweise ist für jede Untersuchungsmethode vorgeschrieben, ob der Student sie kennen, gesehen haben, durchgeführt haben oder routinemäßig anwenden können muss. Für entsprechende Erhebungen mussten bislang nachträglich umfangreiche Fragebögen ausgefüllt und ausgewertet werden. Der mit PDA ausgestattete Student kann hingegen während des Lernens direkt statistische Daten eingeben. So werden die vollständigen Informationen besser erfasst und bearbeitet.
Im Universitätsklinikum Genf machen Dozenten ihre Studenten vor Beginn der Praktika mit der PDA-Technologie vertraut. Etwa ein Drittel der Studenten kauft sich daraufhin ein Gerät, um dort bereits in PDA-Format vorhandene Arzneimittellisten oder Therapierichtlinien zu nutzen. Auch wenn man sich vorstellen könnte, direkte Lerninhalte, etwa in Repetitorienform für PDAs bereit zu stellen, halten viele Experten das kontextbezogene und bedarfsgetriebene Nachschlagen in elektronischen Informationsquellen für den eigentlichen Nutzen.
PZ-Akademie online vorgestelltPZ In einem eigenen Vortrag während der Learntec wurde die zertifizierte Online-Fortbildung der „PZ-Akademie“ vorgestellt. Über das internetbasierte Lehr- und Prüfungssystem der Pharmazeutischen Zeitung können Apothekerinnen und Apotheker Fortbildungspunkte sammeln.
Wer die Fragen zu jährlich zehn Lektionen beantwortet, erhält pro Lektion einen Fortbildungspunkt. Das notwendige Wissen zur Beantwortung der Fragen können sich die Teilnehmer in speziellen Beiträgen der Pharmazeutischen Zeitung oder anderen Zeitschriften des Govi-Verlages aneignen. Die Lernmaterialien werden grundsätzlich unter www.pz-akademie auch online zur Verfügung gestellt.
Das kostenpflichtige Angebot besteht seit Oktober 2002, rund 600 Apothekerinnen und Apotheker haben sich bereits akkreditiert. Nähere Informationen und ein Gastzugang zum Ausprobieren finden Interessenten unter www.pz-akademie.de. Da alle Lektionen eines Kalenderjahres bis zum Jahresende im Netz stehen bleiben, ist eine Anmeldung jederzeit möglich.
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