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Klassische Antibiotika haben sich in der Pädiatrie bewährt

28.01.2002  00:00 Uhr

PHARMACON DAVOS 2002

Klassische Antibiotika haben sich in der Pädiatrie bewährt

"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", betonte Professor Dr. Heinz-Josef Schmitt von der Kinderklinik in Mainz. Diese besondere Patientengruppe neige zu prä- und perinatalen Infektionen und habe ein "naives Immunsystem". Zudem gilt es anatomische und pharmakologische Besonderheiten zu beachten.

Schmitt gab zu bedenken, dass Kinder in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen deutlich häufiger als Erwachsene Erregern von Atemwegs- und Durchfallerkrankungen ausgesetzt sind.

Der behandelnde Arzt muss nicht nur den Erreger kennen, sondern auch die Grundkrankheiten und das betreffende Organ bei seiner Diagnose berücksichtigen. "Wenn zwei Elemente bekannt sind, kann ich Ihnen das Dritte nennen", führte er aus.

Die meisten Infektionen kann der niedergelassene Kinderarzt wirksam mit Penicillin, Amoxicillin, Erythromycin, Cefadroxil/Oxocillin sowie Cotrimoxazol/Trimethoprim behandeln. In der Klinik ergänzen Ampicillin, Gentamcicin, Metronidazol, Cotrimoxazol, Cefotaxim, Ceftazidim und Vancomycin das Arsenal. "In der Pädiatrie ziehen wir alte Substanzen vor, weil wir einfach nicht wissen, welche Langzeiteffekte neue Substanzen haben", erklärte der Kinderarzt.

 

Besser verträglich als Nussschokolade

Als Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) war Professor Dr. Heinz-Josef Schmitt aus der Abteilung Pädiatrische Infektiologie der Kinderklinik in Mainz der ausgewiesene Fachmann, um über geeignete Impfungen im Kindesalter zu referieren. Die STIKO hat den Auftrag, öffentliche Impf-Empfehlungen zu geben, die dann in den Ländern umgesetzt werden sollen. Die Empfehlungen geben den Stand der Wissenschaften wieder und werden im Schadensfall als "vorweggenommenes Gutachten" eingesetzt.

Ob den STIKO-Empfehlungen entsprechend geimpft werden soll oder nicht, könnte man auch mit der Frage umschreiben: "Wollen Sie Krankheit oder Gesundheit?" Vergleicht man die Zahl der Todesfälle durch Infektionskrankheiten im Kindesalter aus den Jahren 1938/39 mit den von heute, so ergibt sich eine überzeugend positive Antwort: Damals starben 6484 Kinder an Diphtherie, 2522 an Pertussis und 1569 an einer Maserninfektion. Heute sind glücklicherweise keine Todesfälle mehr zu beklagen. Auch die Inzidenz der Polio ist von 5306 Todesfällen im Jahre 1941 fast auf null gesunken. Durch Impfungen ließen sich also bedeutende Krankheiten und damit einhergehende Todesfälle verhindern, folgerte der Experte. Daher müssten Impfungen möglichst frühzeitig und vollständig durchgeführt werden.

Nur hohe Durchimpfungsraten verhinderten Epidemien. Die Ausbreitung des Pertussis-Erreger ließe sich verhindern, wenn 85 Prozent aller Kleinkinder geimpft sind, erläuterte Schmitt. Die tatsächliche Rate liege in Deutschland aber leider nur bei 50 Prozent. Die Rate der Erstimpfungen gegen Masern bezifferte er auf 70, die der zweiten Dosis nur auf 30 Prozent. Die Angst vor Nebenwirkungen rechtfertige nicht, dass gar nicht geimpft werde. Sicher führten Impfungen zu einer Reaktiogenität mit den typischen Symptomen wie Schmerzen, Schwellungen, Rötungen, Fieber und Unwohlsein, eine Anaphylaxie erleide aber nur einer von 450.000 Geimpften. Abszesse, Blutungen oder Verletzungen infolge der Impfung bezeichnete Schmitt als Kunstfehler. 

Die Behauptung, es gebe keinen empfohlenen Impfstoff, der impfstofftypisch bleibende Schäden verursacht, lasse sich auf Grund fehlender Daten nicht beweisen. Die Nutzen-Risiko-Abwägung falle allerdings bei allen empfohlenen Impfstoffen positiv aus. Impfstoffe seien besser verträglich als eine Nussschokolade, so die ironische Schlussfolgerung des Referenten. Schmitt warf der Politik mangelnde Unterstützung und eine schlechte PR vor. Kinderinteressen würden ignoriert und die Prävention habe trotz anderslautender Äußerungen der Politik keine Priorität. Er appellierte daher an die Apothekerinnen und Apotheker, sich aktiv in diese Präventionsarbeit durch Aufklärung der Eltern einzubringen.

 

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