Symptomatische Therapie bei Arthrose |
20.01.2003 00:00 Uhr |
Die Arthrose als degenerative Gelenkerkrankung ist die häufigste Erkrankung des Bewegungsapparates weltweit, berichtete Professor Dr. Harald Burkhardt von der medizinischen Klinik der Universität Erlangen. Achtzig Prozent der über 75-Jährigen seien betroffen.
Burkhardt unterschied primäre Arthrosen mit ungeklärter Krankheitsursache sowie sekundäre Formen, bei denen die auslösenden Faktoren bekannt sind. Als Risikofaktoren nannte er neben zunehmendem Alter Übergewicht, genetische Faktoren, postmenopausale Hormonumstellung sowie angeborene und erworbene Gelenkdeformitäten.
Verlust des Gelenkknorpels
Gesunde synoviale Gelenke sind höchst effiziente Strukturen, die die Bewegung der Gelenkpartner unter hohen Belastungen, mit geringem Abrieb und unter extrem niedriger Reibung ermöglichen. Das Gelenk als funktionierende Einheit verfügt weder über Gefäße noch über Nerven und setzt sich überwiegend aus extrazellulärer Matrix zusammen. Ein charakteristisches pathologisch-anatomisches Merkmal aller Arthroseformen, so Burkhardt, ist der progrediente Verlust des hyalinen Gelenkknorpels. Die Krankheit beginnt mit einer durch Proteoglykanverlust bedingten Chondromalazie, die auf Grund verminderter mechanischer Resistenz über Rissbildungen in der Gewebetextur schließlich zu einem kontinuierlichen Knorpelabrieb führt. Dieser kann bis zur Freilegung des subchondralen Knochens gehen.
Entzündliche Gelenksymptome
Die Veränderungen des Metabolismus, der Biomechanik und der Morphologie bleiben nicht auf den Knorpel beschränkt, sondern ziehen die gesamte funktionelle Einheit des Gelenks einschließlich der Synovialflüssigkeit und der Gelenkinnenhaut sowie den paraartikulären Kapsel-Band-Muskelapparat in Mitleidenschaft. Im Laufe des Knorpeldegenerationsprozesses kommt es zur Freisetzung proinflammatorischer Zytokine; diese können die für die »aktivierte Arthrose« typische entzündliche Gelenksymptomatik auslösen.
Neben der nichtmedikamentösen (physikalische Therapie, Krankengymnastik) und der operativen Therapie ist die medikamentöse Therapie nur eine der drei Säulen der Behandlung, sagte der Referent. Das therapeutische Ziel besteht primär in der Schmerzbeseitigung und damit Verbesserung der Beweglichkeit sowie in der Verzögerung der Arthroseprogression. Zur symptomatischen Behandlung werden Analgetika (Nicht-Opioide), nicht steroidale Antiphlogistika, Opioidanalgetika sowie intraartikulär injizierbare Glucocorticoide eingesetzt.
Kritisch seien die so genannten »strukturmodifizierenden Pharmaka« wie Hyaluronsäurederivate oder Glucosaminsulfat zu bewerten, betonte Burkhardt. Bislang sei nicht erwiesen, dass einzelne Arzneistoffe beim Menschen morphologisch erkennbare Knorpeldefekte verhindern und die fortschreitende Zerstörung des Knorpels verzögern oder gar rückgängig machen können.
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