Endoprothesen mit Antibiotika |
20.01.2003 00:00 Uhr |
Ursachen und Folgen der periprothetischen Infektion der Hüfte und ihre Behandlung durch eine einzeitige Austauschoperation schilderte Professor Dr. Klaus Steinbrink vom Krankenhaus Hamburg-Alsterdorf.
Als periprothetische Infektion ist die bakterielle Besiedlung der Oberfläche einer Gelenkprothese durch spezialisierte Erreger wie Staphylococcus epidermidis definiert. Die Keime können sich durch Absorption, Adhäsion und Adhärenz an anorganischen Flächen ausbreiten und bilden dabei einen Biofilm, der aus einer Schleimschicht besteht. In dessen Schutz können sich die Bakterien vermehren, da sie der zellulären und humoralen Abwehr entkommen.
Infektionen exogenen Ursprungs
Die Keime können sowohl exogener als auch endogener Herkunft sein. Als exogene Quelle kommen in erster Linie die Hautflora von Patient und Operationsteam sowie aerogene, an Partikeln haftende und so in die Wunde intraoperativ eingetragene Keime in Frage. Steinbrink machte deutlich, dass mehr als 95 Prozent der Infektionen während des ersten Jahres nach Implantation einer Prothese exogenen Ursprungs sind. Zumeist muss die Prothese mit allen Komponenten und allen Knochenzementanteilen vollständig entfernt werden.
Später auftretende Infektionen endogenen Ursprungs sind auf Keime zurückzuführen, die auf hämatogenem Weg oder über die Lymphbahnen an die Prothese gelangen.
Der Chirurg schilderte die Vorteile des einzeitigen Wechsels, sprich: der Entfernung der alten und Implantation der neuen Prothese im gleichen Eingriff. Diese mache die enge Zusammenarbeit zwischen Operateuren und Mikrobiologen erforderlich, da die neue Prothese in hohen Maß durch Antibiotika, die dem Knochenzement beigefügt werden, gegen
eine mögliche Reinfektion geschützt werden muss. Methode der Wahl zur Gewinnung einer repräsentativen Probe ist die Punktion von Gelenkflüssigkeit.
Vorteile des einzeitigen Wechsels
Das einzeitige Vorgehen bei der Behandlung der periprothetischen Infektion der Hüfte bietet entscheidende Vorteile. Mit einem operativen Eingriff kann mit einer an 90 Prozent grenzenden Wahrscheinlichkeit die Infektion dauerhaft saniert werden. Der Patient muss sich nicht zwei oder häufig noch mehreren Eingriffen unterziehen und wird somit nicht unnötig belastet.
Bei einem mehrschrittigen Vorgehen kann zudem die Minderbelastung des operierten Beins nach Entfernung der Prothese schnell zu einer schweren Osteoporose führen. Dies würde bedeuten, so Steinbrink, dass die mechanischen Bedingungen für eine sichere Verankerung der neuen Prothese kontinuierlich schlechter werden.
Auch ist der Eingriff im zweiten Schritt häufig wesentlich schwieriger als der direkte einzeitige Austausch. Achsabweichungen oder Defektheilungen nach intraoperativen Frakturen machen die Reimplantation nach Erfahrungen des Referenten, der als einer der ausgewiesenen Fachleute auf diesem Gebiet gilt, ausgesprochen mühsam.
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