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Fortbildung hinkt hinterher

12.02.2001  00:00 Uhr

ONLINE-LERNEN

Fortbildung hinkt hinterher

von Axel Helmstädter, Karlsruhe

Mit Hochdruck arbeiten Universitäten, Softwareunternehmen und Berufsverbände am Einsatz elektronischer Medien im Bildungssektor. 6500 Besucher und 200 Aussteller diskutierten und präsentierten Neuentwicklungen für Online-Lernen und Computer-basiertem Training während der Fachmesse Learntec 2001 in Karlsruhe. Ein ganzer Kongresstag war der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung gewidmet und bewies, dass zumindest in den medizinischen Fachbereichen der Universitäten elektronisches Lernen zur Selbstverständlichkeit wird.

Zahlreiche meist mit staatlichen Fördermitteln unterstütze Projekte untersuchen zurzeit, welchen Nutzen die neuen Medien beim problemorientierten Lernen haben, etwa bei der Bearbeitung von Fallbeispielen aus dem klinischen Alltag. In Kooperation zwischen der Universität Leipzig und der Northwestern Medical University Chicago, USA, entstand das Projekt "Kasus" als Beispiel für einen fallorientierten Fernkurses für Medizinstudenten. Gar als "virtuelle Hochschule" bezeichnet sich das Ulmer Projekt "Docs ´n Drugs" als Teil des Baden-Württembergischen Förderprogramms "Virtuelle Hochschule". Die Universität Heidelberg entwickelte zusammen mit der Fachhochschule Heilbronn das "simulative, fallbasierte" Lernsystem "Campus". Ziel dieser Projekte ist es, mit Hilfe des Internet Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ort und Zeit unabhängig zu machen, virtuelle Lerngemeinschaften aufzubauen sowie komplexe medizinische Sachverhalte durch interaktive und multimediale Elemente zu veranschaulichen.

Alumni.med.Live

All dies ist besonders wichtig, wenn sich das Bildungsangebot an ein Klientel richtet, das weltweit verstreut lebt. Dies ist der Fall bei ausländischen Hochschulabsolventen, die nach dem Examen in ihre Heimatländer zurückkehren und dort von wissenschaftlichen Fortschritt ihrer ehemaligen Universität profitieren wollen. An solche ehemaligen Studenten (Alumni) richtet sich das aus einer Heidelberger Initiative hervorgegangene Fortbildungsprojekt "Alumni.med.Live". Präsident der virtuellen Fakultät ist der Chefarzt der Chirurgischen Universitätsklinik, Heidelberg, Professor Dr. Dr. Christian Herfarth. Der Online-Dienst basiert auf einer Wissensdatenbank, die vom Heidelberger Labor für Computer-basiertes Training entwickelt wird.

Berner Erfahrungen

Über die wahrscheinlich größten Erfahrungen mit mediengestützter Lehre verfügt die Abteilung für Unterrichtsmedien an der Universität Bern, die bereits seit 25 Jahren begann, dem medizinischen Unterricht - zunächst mit Tonbildshows - zu revolutionieren. Auf die Produktion von Videos folgten CD-ROMS und seit einigen Jahren webbasierte Lehrmedien. Das Berner Institut evaluiert kontinuierlich sein Angebot und beobachtet genau das Verhalten der Studenten im universitätseigenen, mehr als 500 m2 großen Computer-Lernzentrum. Dort stehen alle erdenklichen Lernmedien und -programme rund um die Uhr zur Verfügung.

Untersuchungen ergaben, dass Lernprogramme immer noch viel seltener benutzt werden als Bücher und sich nur wenige Studenten in die einzelnen Lernprogramme wirklich vertiefen (www.aum.iawf.unibe.ch/did/vor/Learntec2001). So werden die Medien nur bei einem Drittel der Programmstarts länger als 15 Minuten benutzt und bei Befragungen ergab sich, dass aus eigenem Antrieb nur 5 Prozent der Studierenden das Internet häufig zum Lernen benutzen. Einige Spezialisten gibt es dennoch: auf 3 Prozent der Lernenden entfallen fast 80 Prozent der Rechnerzeit. Die Berner Wissenschaftler schließen daraus, dass Lernprogramme nur dann wirklich erfolgreich sein können, wenn sie fester Bestandteil des Lehrplans sind, prüfungsrelevante Inhalte bieten und zum Kanon der Pflichtlektüre gehören. Benutzerführung und Aussehen der graphischen Oberfläche haben dem gegenüber nur einen geringen Einfluss auf den Nutzungsgrad.

Folgerichtig wurden an der Universität Bern in den ersten beiden Jahren des Medizinstudiums Präsenzveranstaltungen fast gänzlich gestrichen und durch Internet-Angebote zum verpflichtenden Selbststudium ersetzt. Textorientierte Darstellungen werden über eine Portalseite von den Dozenten zum Download beziehungsweise Ausdruck angeboten, auf weitere Literaturstellen, z.B. Lehrbücher, wird verwiesen. Drei Viertel der Studenten geben an, mit dieser Methode der Wissensvermittlung zufrieden zu sein; Beschwerden betreffen vor allem den Zeit- und Kostenaufwand für die Erstellung von Ausdrucken. Technische Probleme gibt es erfahrungsgemäß eher bei den Dozenten als bei den Studierenden.

Online-Fortbildung noch problematisch

In der vom Lerantec-Auditorium keineswegs unwidersprochenen Einschätzung des Präsidenten der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Professor Dr. Friedrich-Wilhelm Kolkmann können Online-Medien die traditionellen Wege der ärztlichen Fortbildung bestenfalls ergänzen, niemals aber ersetzen. Noch fehlten Mittel und Autoren zur Erstellung geeigneter Systeme sowie die technischen Voraussetzungen beim Anwender. Zwar verfüge nahezu jeder zweite niedergelassene Arzt über einen Internet-Zugang, doch seien die Kosten für ausgedehnte Online-Zeit für den unter Budgetdruck arbeitenden Mediziner nicht tragbar.

Untersuchungen hätten zudem gezeigt, dass das Interesse, sich online fortzubilden bislang nur gering sei. Auch die Akkreditierung geeigneter Angebote durch die Ärztekammern im Rahmen zertifizierter Fortbildung werfe noch viele Probleme auf. Maximal 20 Prozent der vorgeschriebenen Fortbildungsleistungen könnten eventuell eines Tages online erbracht werden.

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