Digitale Rezeptsammelstelle: Erstes Rezept beliefert |
Soeben fiel der offizielle Startschuss: Im baden-württembergischen Neidlingen, etwa 40 Kilometer südöstlich von Stuttgart, ging die erste digitale Rezeptsammelstelle des Landes ans Netz. Nach intensiver Entwicklungsarbeit und Prüfung von Fragen in Sachen Datenschutz präsentierten Fritz Becker, Vorsitzender des Landes- und des Deutschen Apothekerverbandes, sowie VSA-Geschäftsführer Herbert Wild eine Rezeptsammelstelle in Terminalform. Das neue Terminal in einem öffentlich zugänglichen Gebäude in Händen der Gemeinde, in dem unter anderem Senioreneinrichtungen, eine Sparkasse und etwa ein Defibrillator untergebracht sind, ersetzt den bis dato stehenden Briefkasten vor einer Neidlinger Arztpraxis.
Ideengeber und Initiator der digitalen Rezeptsammelstelle ist DAV-Chef Becker selbst: «Die Arzneimittelversorgung wird damit schneller und effektiver. Damit begegnen wir den Nachteilen, die herkömmliche Sammelstellen mit sich brachten. Da hatten wir immer einen zeitlichen Verzug von etwa einem Tag, jetzt können wir schneller agieren. Und mit dem Terminal sind wir in der Lage, von Angesicht zu Angesicht zu agieren. Der Apotheker kann mit dem Patienten direkt in Kontakt treten.» Das neue Terminal demonstriert: «Wir hinken der Digitalisierung nicht hinterher, damit sind wir sind Vorreiter.»
Dieses Pilotprojekt dient nun dazu, die Wege der digitalen Arzneimittelversorgung in der Praxis zu testen. Wenn alles gut anläuft, sollen die herkömmlichen Rezeptsammelstellen gegen die digitale Version ausgetauscht werden. «Neidlingen ist Vorbild für die Bundesrepublik. Anfragen aus anderen Bundesländern haben wir bereits.» Für die technische Umsetzung einer sogenannten «Indoor-Installation mit Anbindung an die Apotheke» zeigt sich Noventi mit seinem Tochterunternehmen VSA zuständig. Besonders in ländlichen Gebieten mit wenigen Apotheken soll die digitalisierte Übermittlung von Rezepten die Patientenversorgung nun schneller und einfacher machen. Lücken in der Arzneimittelversorgung sieht der Verband nicht, vielmehr soll die vorhandene Versorgung mit den neuen Terminals effizienter werden. Auch im Saarland ging heute eine digitale Rezeptsammelstelle ans Netz, allerdings mit anderer Technologie.
Derzeit sorgen allein in Baden-Württemberg mehr als 100 Rezeptsammelstellen dafür, dass Patienten auch dort, wo keine Apotheke in der Nähe ist, ihre gewünschten Medikamente zügig erhalten. In Neidlingen teilen sich zwei Apotheker aus dem benachbarten Weilheim die Betreuung der Rezeptsammelstelle. Die Inhaber Tilla Frank-Neumeyer und Dr. Hansjörg Egerer kümmern sich nun auch in viermonatigem Wechsel um die Arzneimittelbelieferung mithilfe des neuen Geräts. Das erste «echte» Rezept in der digitalen Sammelstelle wurde bereits heute Morgen gescannt, eingeworfen und beliefert. (ew)
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25.01.2018 l PZ
Foto: PZ/Elke Wolf