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Studie: Anticholinergika erhöhen Demenzrisiko

 

Die Einnahme anticholinerger Arzneimittel beeinflusst die Kognition nicht nur reversibel während der Therapiedauer, sondern erhöht auch langfristig das Risiko, eine Demenz wie Alzheimer zu entwickeln. Zu diesem Schluss kommen US-amerikanische Forscher in einer prospektiven Untersuchung von 3434 Patienten ab 65 Jahren, die zu Studienbeginn keine Anzeichen einer Demenz zeigten. Das Team um die Pharmazeutin Professor Dr. Shelly L. Gray von der School of Pharmacy an der Universität Washington in Seattle beobachtete die geistige Entwicklung der Probanden im Schnitt über 7,3 Jahre. Dann werteten die Forscher die Dispensierdaten der beteiligten Apotheken inklusive OTC-Arzneimittel aus und ermittelten für jeden Probanden die kumulative Anticholinergika-Exposition der vorangegangenen zehn Jahre.

 

Fast jeder vierte Proband (23,2 Prozent) erkrankte im Verlauf der Studie an einer Demenz, davon 79,9 Prozent an Alzheimer, schreiben die Forscher im Fachjournal «JAMA Internal Medicine». Die Wahrscheinlichkeit stieg mit der kumulativen Dosis eingenommener Anticholinergika. Hatten die Patienten 91 bis 365 standardisierte Tagesdosen eingenommen, erhöhte sich das Demenzrisiko um 19 Prozent; bei ein- bis dreijähriger Einnahme um 23 Prozent und bei einer Einnahme länger als drei Jahre um 54 Prozent.

 

Diese Studie ist die erste, die eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zeigt, was einen kausalen Zusammenhang nahelegt, jedoch nicht beweist. Zudem konnten die Autoren erstmals zeigen, dass kognitive Einschränkungen unter Anticholinergika nicht unbedingt reversibel sind, wie bislang angenommen. Die Methodik erlaubt allerdings keine Aussage darüber, ob das erhöhte Demenzrisiko durch ständige Einnahme über einen langen Zeitraum zustande kommt, oder ob auch mehrmalige kurzfristige Anticholinergika-Therapien in höherer Dosis beziehungsweise mit verschiedenen Medikamenten das Risiko steigen lassen.

 

Die Studienautoren raten daher, sowohl bei Heilberuflern als auch bei Patienten ein größeres Bewusstsein für das potenzielle Demenzrisiko unter Anticholinergika zu schaffen, und den Einsatz dieser Arzneistoffe über längere Zeiträume zu minimieren. «Ältere Erwachsene sollten sich bewusst sein, dass viele Arzneimittel, auch nicht verschreibungspflichtige wie einige Schlafmittel, starke anticholinerge Effekte haben», so Gray, die Direktorin des geriatrischen Pharmazie-Programms der Uni Washington ist. Patienten sollten daher ihre Ärzte über den Gebrauch aller OTC-Arzneimittel informieren.

 

Zu den am häufigsten eingenommenen anticholinergen Arzneistoffen der Studie zählten trizyklische Antidepressiva wie Doxepin, Antihistaminika der ersten Generation wie Diphenhydramin und Muscarin-Antagonisten zur Inkontinenz-Behandlung wie Oxybutynin. Für einige dieser Arzneistoffe gibt es Alternativen, zum Beispiel selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer wie Citalopram und Fluoxetin bei Depressionen oder neuere Antihistaminika wie Loratadin bei Allergien. «Wenn Ärzte ein Medikament mit anticholinergen Effekten verschreiben müssen, weil es die beste Behandlungsoption für ihren Patienten ist, sollten sie das in der niedrigsten effektiven Dosis tun, die Therapie regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüfen und gegebenenfalls absetzen», empfiehlt Gray. (dh)

 

DOI: 10.1001/jamainternmed.2014.7663

 

Lesen Sie dazu auch

Anticholinerge Arzneistoffe: Erkennen, erklären, ersetzen, PZ-Titelbeitrag 41/2013

 

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30.01.2015 l PZ

Foto: Fotolia/Robert Kneschke

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