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Phytopharmaka

Lavendelöl zur Anxiolyse

Datum 07.09.2010  16:52 Uhr

Von Sven Siebenand, Hamburg / Egal ob Spinnenphobie, Panikattacke oder generalisierte Angststörung: Bis zu ein Viertel aller Deutschen erleidet irgendwann im Leben eine Angststörung. Seit Februar steht ein Arzneimittel mit Lavendelöl als Therapieoption zur Verfügung. In der Laienpresse rollt gerade die Medienkampagne an, Kundennachfragen in der Offizin sind wahrscheinlich. Was müssen Apotheker zu dem OTC-Präparat wissen?

Angst zu haben ist per se nicht krankhaft, sondern überlebenswichtig. Denn wer keine Angst hat, bewertet wichtige Entwicklungen falsch und trifft Entscheidungen, die lebensbedrohliche Konsequenzen haben können. »Angst wird zur Krankheit, wenn sie unangemessen stark ist, zu häufig und zu lange auftritt, zu Kontrollverlust führt und wenn Angstsituationen zu Vermeidungssituationen werden«, erklärte Professor Dr. Siegfried Kasper von der Medizinischen Universität Wien auf einer Presseveranstaltung der Firma Spitzner Arzneimittel in Hamburg. Typische Symptome bei Angst und bei Angststörungen sind Herzrasen, Schwitzen und Schwindel. Häufig treten aber auch Anzeichen auf, bei denen man nicht sofort an eine Angststörung denkt, etwa Rückenschmerzen oder veränderte Darm- und Blasentätigkeit. In Anbetracht der sehr geringen Spontanheilungsrate sei es ein Wunschdenken, dass die Angststörung einfach so wieder verschwinde. Was passiert, wenn nicht behandelt wird? Der Mediziner nannte drei Schlagworte: Chronifizierung, Verschlechterung und Begleiterkrankungen.

In der Therapie komme es vor allem darauf an, früh zu intervenieren. Am besten geeignet sei eine Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Behandlung. Bei Letzterer kommen häufig Antidepressiva oder Benzo­diazepine zum Einsatz. »Die Nebenwirkungen können unglaublich vielfältig sein«, warnte Dr. Volker Schmiedel von der Habichtswald-Klinik in Kassel. Zudem sei es sogar möglich, dass Angst oder eine Verstärkung der Angst als Nebenwirkung auftreten. Er brach daher eine Lanze für pflanzliche Alternativen. »Wenn Angst und Depression gleichzeitig auftreten, dann setze ich gerne Johanniskraut-Präparate ein«, so der Mediziner. Bei Angst ohne Depression habe er mit Johanniskraut jedoch keinen guten Erfolg gesehen. Das Lavendelöl-haltige Präparat Lasea® bietet Schmiedel zufolge eine inte­ressante Therapieoption.

 

Angriff am Calciumkanal

 

Das Phytopharmakon enthält als Wirkstoff 80 mg Lavendel­öl in einer Weichgelatinekapsel. Die wichtigsten Inhaltsstoffe, Linalool und Linalylacetat, kann man pharmakologisch am besten als Calciumantagonisten an speziellen Calciumkanälen der Nervenzellen beschreiben, so der Geschäftsführer von Spitzner Arzneimittel, Dr. Traugott Ullrich. Wird der Einstrom von Calciumionen in Nervenendigungen gedrosselt, so wird die Ausschüttung erregender Neurotransmitter wie Noradrenalin und Serotonin gebremst und damit die natürliche Reizfilterfunktion zwischen den Nervenzellen bei der Informationsweitergabe verbessert.

»Im Vergleich zu anderen Phytos, etwa Baldrian, ist die angstlösende Wirksamkeit des Präparates durch Studien belegt«, sagte Professor Dr. Hans-Peter Volz vom Krankenhaus Schloss Werneck. Der Mediziner stellte die Ergebnisse von drei rando­misierten Doppelblindstudien vor. In dem Studienprogramm zeigten die Lavendelöl-haltigen Kapseln sowohl ihre signifikante Überlegenheit gegen­über Placebo als auch eine vergleich­bare angstlösende Wirksamkeit im Vergleich zu Lorazepam in seiner typischen Anfangsdosierung (0,5 mg). Der Wirkeintritt sei in den Studien relativ schnell zu verzeichnen gewesen, etwa nach ein bis zwei Wochen. »Kein sedierender Effekt, kein Hinweis auf Gewöhnung oder Abhängigkeitspotenzial«, fasste Volz weitere Eigenschaften des Phytopharmakons zusammen. Laut Fachinformation wurde bei 7 Prozent der Patienten Aufstoßen und bei 2 Prozent der Patienten Übelkeit als Nebenwirkung beobachtet.

 

Nicht mit Benzos kombinieren

 

Zugelassen ist Lasea für Erwachsene mit Unruhezuständen bei ängstlicher Verstimmung. Als Dosierung wird täglich eine Kapsel empfohlen. Da die Einnahme von Lavendelöl die Wirksamkeit von Arzneimitteln beeinflussen könnte, die über den GABA-Rezeptor wirken, etwa Barbiturate und Benzodiazepine, sollte das Phytopharmakon nicht gleichzeitig eingenommen werden. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit ist das Mittel tabu.

 

Für Apotheker wird es wichtig sein, die Grenzen der Selbstmedikation nicht zu überschreiten. »Wir richten uns mit dem Präparat vor allem an Patienten mit beginnender Angststörung und an solche, die keine Psychopharmaka einnehmen wollen«, sagte Ullrich. Ein aktives Ausschleichen von Benzo­diazepinen mit Lavendelöl empfehlen wir ausdrücklich nicht, so der Geschäftsführer von Spitzner Arzneimittel. Das gehöre in die Hand eines erfahrenen Arztes. / 

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