Inavolisib im Handel |
Kerstin A. Gräfe |
10.09.2025 07:00 Uhr |
Die Zulassung beruht auf der randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Phase-III-Studie INAVO120 mit 325 Patientinnen. Sie erhielten randomisiert Itovebi 9 mg (n = 161) oder Placebo (n = 164) oral einmal täglich in Kombination mit Palbociclib und Fulvestrant bis zur Krankheitsprogression oder bis zum Auftreten einer inakzeptablen Toxizität. Als primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) definiert. Zu den sekundären Endpunkten zählte unter anderem das Gesamtüberleben (OS).
In einer primären Auswertung nach einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 21,3 Monaten zeigte sich beim PFS bereits ein signifikanter Vorteil für den Therapiearm mit Inavolisib: 15,0 versus 7,3 Monate. Die finale Analyse nach einer Nachbeobachtungszeit von 34,2 Monaten zeigte zudem für die Patientinnen, die zusätzlich Itovebi bekamen, einen signifikanten Überlebensvorteil. So überlebten Patientinnen im Inavolisib-Arm im Durchschnitt sieben Monate länger (34,0 versus 27 Monate). Dies entspricht einer Reduktion des Mortalitätsrisikos um 33 Prozent. Die finale Analyse bestätigte den Vorteil hinsichtlich des PFS (17,2 versus 7,3 Monate).
Der Anteil an höhergradigen Nebenwirkungen (Grade 3 oder 4) war in beiden Studienarmen vergleichbar hoch: 90,7 Prozent in der Inavolisib-Gruppe und 84,7 Prozent in der Placebogruppe. Schwerwiegende Nebenwirkungen waren im Verumarm allerdings häufiger (27,3 versus 13,5 Prozent). Dazu zählten zum Beispiel Hyperglykämie, Stomatitis, Diarrhö, Thrombozytopenie, Ermüdung, Anämie, Übelkeit, verminderter Appetit, Ausschlag, Kopfschmerz, Gewichtsabnahme, Erbrechen und Harnwegsinfektionen.
Der Wirkmechanismus von Inavolisib erinnert sehr an den von Alpelisib. Beides sind PI3Kα-Hemmstoffe. Zusätzlich zur PI3Kα-Inhibition baut Inavolisib dieses Protein aber auch ab, während Alpelisib es lediglich hemmt. Allein dieser Unterschied ist ein Grund, Inavolisib bei den Schrittinnovationen einzustufen. Zugleich ist die Markteinführung von Inavolisib eine gute Sache, da Alpelisib zwar zugelassen, in Deutschland aber nicht mehr auf dem Markt ist.
Gegenüber der Behandlung mit Palbociclib und Fulvestrant bot die Dreierkombination mit zusätzlich Inavolisib in der INAVO120-Studie einen signifikanten und klinisch relevanten Vorteil beim Gesamtüberleben von durchschnittlich sieben Monaten. Auch das progressionsfreie Überleben konnte unter Hinzunahme von Inavolisib verlängert werden, ebenso gab es Vorteile bei der Ansprechrate. In den Therapieempfehlungen der Kommission Mamma der Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Onkologie wurde diese Dreierkombination als Erstlinientherapie für endokrin resistente Patientinnen mit fortgeschrittenem, PIK3CA-mutiertem, ER+/HER2-Mammakarzinom bereits aufgenommen. Das sind weitere Aspekte, die untermauern, dass es sich bei Inavolisib tatsächlich um einen Therapiefortschritt handelt.
Zu beachten ist bei Inavolisib – wie bei Alpelisib – das mögliche Auftreten belastender Nebenwirkungen. Deren Management ist eine wichtige Aufgabe auch von Apothekern, zum Beispiel, wenn es um Hyperglykämie oder Stomatitis geht.
Sven Siebenand, Chefredakteur