Impftrends in Deutschland |
Einige Impfquoten haben sich nach der Corona-Pandemie bereits erholt, andere hinken noch hinterher. / © Adobe Stock/Tino Neitz
Eingegangen in die Statistik sind die Zahlen der Impfstoffverordnungen der Gesetzlichen Krankenkassen. Der vfa bemängelt zwar, dass er keinen Einblick in die gesamte Impfstatistik hätte, weil die privaten Versicherungen oder privat bezahlte Impfungen (wie Reiseimpfungen) nicht in die Zahlen eingingen. Trotzdem habe die Auswertung einen Nutzen, denn man könne daraus den aktuellen Impfschutz in der Bevölkerung ablesen. Und: dieses Vorgehen sei schneller als die behördlichen Auskünfte.
Die detaillierten Daten aus den Impfverordnungen sind im vfa-Impfdashboard verfügbar. Ersichtlich daraus sind die Entwicklungen aller von der STIKO empfohlenen Impfungen und zwar vor, während und nach der Corona-Zeit: Gewertet über alle Impfungen konnte man seit 2021 eine sinkende Verordnungszahl bis 2023 verzeichnen, im Jahr 2024 allerdings kündigte sich wieder eine leicht steigende Tendenz an (plus 2 Prozent) – hauptsächlich durch die Impfungen gegen Pneumokokken, HPV und Meningokokken B.
Die Auswertung des Impfverhaltens sei sehr wichtig, um gezielt darauf reagieren zu können. Nur so könne man den vollen Nutzen der Impfstoffe voll ausschöpfen, sagt Han Steutel, Präsident des vfa. »Unsere Auswertung kann dazu beitragen. Noch wirksamer wäre jedoch eine digitale Erfassung der Impfquoten in Echtzeit mit Hilfe des elektronischen Impfpasses.« Die elektronische Patientenakte sei eine neue Chance für bessere Daten, so der Verband.
Bei der Pneumokokken-Impfung wurde im Jahr 2020 ein Maximum mit mehr als 5 Millionen Impfdosen registriert, die bis auf 3,2 Millionen im Jahr 2023 abfielen. Seitdem ist wieder ein Anstieg zu verbuchen. Im Jahr 2024 wurden wieder fast 4 Millionen Impfungen erreicht. Grund für die Entwicklung dürfte die vereinfachte Empfehlung der STIKO im September 2023 gewesen sein, vermutet der vfa.
Auch beim Anstieg der Meningokokken-B-Impfung dürfte dies der Fall sein. Die Impfung war zwar schon 2013 bei Säuglingen zugelassen worden, die STIKO hat sie jedoch erst im Januar 2024 empfohlen. Danach stiegen die verimpften Dosen von etwa 58.000 auf 110.000 an. »Häufig dauert es nach einer STIKO-Empfehlung lange, bis Honorarvereinbarungen zwischen Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen geschlossen sind – was den Zugang zu neuen Impfungen erschwert«, kommentiert der vfa.
Die HPV-Verordnungen, die während der erste Corona-Jahre stark gefallen waren, haben sich seit 2022 (1,1 Millionen) wieder erholt, erreichten aber noch nicht die Zahlen von 2020 (1,4 Millionen). Der vfa vermutet hier einen Effekt durch pandemiebedingte Nachimpfungen.
Im Jahr 2023 wurden neue RSV-Impfstoffe zugelassen, die bis zum dritten Quartal 2024 jedoch kaum zum Einsatz kamen. Eine STIKO-Empfehlung gibt es erst seit August 2024. Insgesamt wurden sie im letzten Jahr dann 147.000-mal GKV-Versicherten verordnet.
Angestiegen ist außerdem die Zahl der FSME-Impfungen. Sie erreichen mit 5,5 Millionen wieder das Niveau von 2019. Spezielle Impfungen wie Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Tollwut, und Typhus haben sich ebenfalls nach dem Corona-Tief erholt. Diphtherie und Tetanus (jeweils 7,6 Millionen) sowie Polio (4,7 Millionen) hinken dem Vor-Pandemie-Niveau jedoch noch hinterher.