Impfen im Fokus |
Theo Dingermann |
01.06.2023 15:30 Uhr |
Infektionen mit humanen Papillomviren können verschiedene Krebsarten verursachen. Die Impfung gegen HPV ist daher die erste Schutzimpfung gegen Krebs. / Foto: Science Photo Library/ Public Health England/Centre for Infections
In der Zeit vom 27. bis 30. September findet in Düsseldorf die Expopharm statt. Längst ist die europäische Leitmesse für das Apothekensegment mehr als eine reine Leistungsschau rund um den deutschen Gesundheitsmarkt. Nach dem Motto »Gemeinsam Apotheke gestalten« wird das klassische Messeangebot von Informationsforen auf unterschiedlichen Bühnen begleitet.
Im Rahmen der Pharma-World wird in diesem Jahr das Impfen ein Schwerpunktthema sein. Vier Events sind geplant: Neben einem Einführungsvortrag zur Bedeutung des Impfens als wichtigster und effizientester Präventionsmaßnahme überhaupt werden Informationen zum Impfen in den Apotheken, zur Herpes-zoster-Impfung und zur Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) geboten.
Besonders die HPV-Impfung verdient in diesen Tagen eine besondere Beachtung. Denn am 28. Mai ist Professor Dr. Harald zur Hausen, der hochdekorierte Wissenschaftler und geistige Vater der HPV-Impfung, im Alter von 87 Jahren in Heidelberg gestorben.
Zur Hausen hatte früh erkannt, dass die Viren, denen er sich in seinem Forscherleben primär widmete, unter bestimmten Bedingungen in der Lage sind, Krebs auszulösen. Und konsequenterweise verfolgte er mit großer Beharrlichkeit die Idee, durch eine Impfung zum Schutz vor einer Infektion, die zur Bildung meist gutartiger Feigwarzen führt, auch Tumore verhindern zu können. Einen Durchbruch erzielte er, als es ihm und seinem Team erstmals gelang, die Typen HPV 16 und HPV 18 des humanen Papillomvirus aus an Gebärmutterhalskrebs erkranktem Gewebe zu isolieren.
Die Entdeckung, dass humane Papillomviren Gebärmutterhalskrebs verursachen, bildete die Basis dafür, dass zur Hausen im Jahr 2008 eine Hälfte des Medizin-Nobelpreises zuerkannt wurde. »Seine entscheidende Leistung bestand darin, dass er sich nicht hat abbringen lassen von seiner Theorie. Mit unerschütterlichem Glauben und beharrlicher Arbeit hat er seine Hypothese bewiesen, die letztlich in eine Schutzimpfung gegen Gebärmutterhalskrebs mündete«, so die Begründung des Nobelpreis-Komitees für die Auszeichnung.
Impfen gegen Krebs erweitert seitdem das Spektrum der Schutzimpfungen. HPV-Impfstoffe schützen zu nahezu 100 Prozent vor einer Infektion mit den in den Impfstoffen enthaltenen HPV-Typen. So schützen die HPV-Impfstoffe nicht nur vor Genitalwarzen (Condylomata acuminata). Die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 sind für etwa 70 Prozent aller Gebärmutterhalskarzinome verantwortlich. Daneben sind HP-Viren an der Entstehung von Tumoren der Vulva, Vagina, des Penis, Anus und des Oropharynx beteiligt, vor denen ebenfalls eine Impfung schützt.