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Immungedächtnis gegen Corona hält über acht Monate

Das Immungedächtnis nach einer SARS-CoV-2-Infektion scheint doch länger anzuhalten als zuerst vermutet. Das zeigen zwei Studien, die jetzt in den Fachjournalen »Science« und »Nature« erschienen sind. Die humorale Antwort scheint sich sogar noch zu verfeinern.
Christina Hohmann-Jeddi
18.01.2021  16:30 Uhr

Ein Forscherteam um Jennifer Dan vom La Jolla Institute for Immunology in Kalifornien untersuchte die Immunantwort von 188 Personen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren und verschiedene Verläufe aufwiesen, für bis zu acht Monate. Dabei nahmen die Wissenschaftler alle Komponenten der spezifischen Immunantwort in den Blick, wie sie im Fachjournal »Science« berichten. Der Körper reagiert auf einen neuen Erreger nämlich nicht nur mit der Bildung von Antikörpern, die von Plasmazellen produziert werden, sondern auch mit der Bildung von B-Gedächtniszellen sowie CD8+- und CD4+-T-Zellen.

Bei den Infizierten, von denen die Mehrheit milde Symptome hatte, ein Teil aber auch hospitalisiert werden musste, nahmen die Forschenden zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach Symptombeginn Blutproben. 43 Proben wurden sechs Monate nach Erkrankungsbeginn genommen. In den insgesamt 254 Proben der 188 Patienten analysierte das Team die Antikörpertiter und Immunzellen.

Dabei zeigte sich, dass der IgG-Antikörpertiter gegen das Spike-Protein über sechs bis acht Monate relativ stabil war; auch die Zahl der T-Zellen nahm nur geringfügig ab. Die SARS-CoV-2-spezifischen CD4+- und CD8+T-Zellen wiesen dabei eine Halbwertszeit von drei bis fünf Monaten auf. Die B-Zellzahl stieg sogar an und lag nach sechs Monaten höher als nach einem Monat, berichten Dan und Kollegen. Insgesamt wiesen 95 Prozent der Patienten noch fünf bis acht Monate nach der überstandenen Erkrankung drei der vier Komponenten des Immungedächtnisses auf. Das Team folgert daraus: »Eine langanhaltende Immunität gegen weitere Coronavirus-Infektionen ist bei den meisten Menschen möglich.«

Evolution der Antikörper

Zu ähnlichen Ergebnissen bezüglich der humoralen Immunantwort kommt auch ein Team um Dr. Christian Gaebler an der Rockefeller University in New York und Kollegen vom Howard Hughes Medical Institute (HHMI) in Baltimore. Die Arbeitsgruppen untersuchten 87 Patienten mit bestätigter Covid-19-Diagnose 1,3 und 6,2 Monate nach der Infektion mit SARS-CoV-2. Das Ergebnis stellen sie nun im Fachjournal »Nature« vor.

Demnach nahm die neutralisierende Aktivität um den Faktor 5 ab, sie war dabei stark mit dem IgG-Titer gegen die Rezeptor-Binde-Domäne (RBD) des Spike-Proteins assoziiert. Je höher die Antikörpertiter zu Beginn waren, desto stärker fielen die Veränderungen aus. Während die IgG- und IgM-Antikörpertiter insgesamt deutlich sanken, waren IgA-Antikörper weniger stark betroffen. Interessanterweise wiesen Personen mit lang anhaltend Symptomen (Langzeit-Covid-19) überdurchschnittlich hohe IgG-Antikörpertiter gegen RBD und Antikörpertiter gegen das Nukleocapsid-Protein des Coronavirus zu beiden untersuchten Zeitpunkten auf.

Anders als die Antikörpertiter blieb die Zahl der B-Gedächtniszellen, die bei erneutem Kontakt mit dem Erreger rasch neue Antikörper bilden können, dagegen relativ stabil – ein gutes Zeichen. Antikörper könnten also im Notfall, sprich bei einer zweiten Exposition gegenüber dem Virus, wieder gebildet werden. Anscheinend gibt es in der humoralen Immunantwort eine Art Evolution, schreiben Gaebler und Kollegen. Nach etwa sechs Monaten wurden die B-Gedächtniszellen ausgetauscht und die von den neuen Zellen gebildeten Antikörper waren potenter und gegen Mutationen des Virus resistenter als die ursprünglich gebildeten Antikörper.

Eine solche Evolution und Verfeinerung der Antikörper sei von chronischen Infektionen etwa mit HIV bekannt, bei einer akuten Infektion mit einem Coronavirus dagegen nicht zu erwarten gewesen, sagte Gaebler in einer Mitteilung des HHMI. Rückstände des Virus könnten sich noch irgendwo im Körper befinden, vermuteten die Wissenschaftler – und fanden sie auch im Darm von einigen Probanden. In intestinalen Epithelzellen in Biopsien des Darmgewebes, die etwa vier Monate nach Infektion genommen wurden, entdeckten sie Viruspartikel.

Ein Immungedächtnis ist wichtig, um vor Reinfektionen zu schützen und eine gute Impfwirksamkeit zu erreichen, schreiben die Autoren in der Publikation. Die Beobachtung, dass B-Gedächtniszellen nach sechs Monaten nicht verschwinden, sondern sich sogar noch weiterentwickeln, lasse vermuten, dass Genesene bei einem zweiten Kontakt mit dem Virus eine rasche und effektive Immunantwort aufbauen könnten. Reinfektionen mit dem Coronavirus sind wohl eher selten, wie eine britische Studie vor wenigen Tagen gezeigt hat.

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