Immer mehr Bundesländer lockern Reihenfolge beim Impfen |
Immer öfter frei für alle Altersgruppen: In inzwischen drei Bundesländern können sich alle Impfwilligen mit der Vakzin von Astra-Zeneca immunisieren lassen. Voraussetzung für Unter-60-Jährige ist eine vorherige ärztliche Beratung. / Foto: Adobe Stock/Alessandro Guerriero
Der Impfstoff von Astra-Zeneca ist in drei Bundesländern für alle Altersgruppen freigegeben worden: Nach Sachsen entschieden am gestrigen Mittwoch auch Mecklenburg-Vorpommern und Bayern, die Priorisierung für diesen Impfstoff komplett aufzuheben. Bei Menschen unter 60 Jahren ist jedoch vor dem Spritzen eine ausführliche Beratung durch den Impfarzt notwendig, wie die Gesundheitsministerien mitteilten.
Wegen sehr seltener Fälle von Thrombosen soll der Astra-Zeneca-Impfstoff in Deutschland seit dem 31. März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) sagte jetzt laut einer Mitteilung: »Die Freigabe ist ein Angebot, dass diejenigen, die keine oder wenige Vorbehalte gegen den Impfstoff haben, die Möglichkeit nutzen können, sich gegen das Coronavirus auch impfen zu lassen. Ziel ist es weiter, dass kein Impfstoff liegen bleibt und wir weiter beim Durchimpfen der Bevölkerung vorankommen.«
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) teilte gestern Abend in München mit: »Die Ärzte kennen ihre Patienten gut und wissen, wem sie aus dem Kreis der unter 60-Jährigen unter Berücksichtigung der Vorgaben der Ständigen Impfkommission ein Impfangebot mit diesem Wirkstoff machen können – und beraten hierzu ausführlich.« Dieses besondere Vertrauensverhältnis solle genutzt werden, »denn jede Dosis Impfstoff muss möglichst rasch verimpft werden.«
Im Corona-Hotspot Hof in Bayern werden seit vergangener Woche bereits auch Über-18-Jährige mit einem Sonderkontingent des Astra-Zeneca-Vakzins geimpft. Zudem hatten immer mehr Landkreise im Freistaat mitgeteilt, bei Impfaktionen Astra-Zeneca-Dosen für alle Erwachsenen anzubieten. Sowohl der niederbayerische Landkreis Dingolfing-Landau als auch der Landkreis Mühldorf am Inn in Oberbayern kündigten am Mittwoch an, am kommenden Wochenende «offene Impftage» für alle ab 18 Jahren anbieten zu wollen.
Unterdessen überlegt auch die Bremer Gesundheitsbehörde, die Impfreihenfolge für Astra-Zeneca aufzuheben. Grund sei die Zurückhaltung vieler Impfberechtigter bei der Vakzine, sagte Sprecher Lukas Fuhrmann dem «Weser-Kurier». Es sei deshalb vorstellbar, allen unter 60-Jährigen ein offenes Angebot zu machen – sprich eine Impfung mit Astra-Zeneca ohne Einladung oder Termin. Das erwäge man allerdings erst, wenn es mehr Impfstoff von Astrazeneca gebe als Impfberechtigte über 60 Jahre.
Auch die CDU Hamburg fordert die Aufhebung der Impfpriorisierung für den Impfstoff von Astra-Zeneca. «Impfen ist der Schlüssel zur Rückkehr zur Normalität und alles, was das Impfen beschleunigt, sollte auch getan werden», sagte heute der Vorsitzende der Bürgerschaftsfraktion, Dennis Thering. «Nachdem gestern bereits erste Bundesländer entschieden haben, die Alters- und Impfpriorisierung für Astra-Zeneca aufzugeben, sollte auch Hamburg diesen Schritt jetzt umgehend gehen.» Die Hamburger Gesundheitsbehörde sieht hingegen keinen Grund, die Priorisierung aufzuheben, die die Impfreihenfolge nach der Schutzbedürftigkeit festlegt. Dazu sei die Verfügbarkeit des Impfstoffes noch zu gering.
Auch Nordrhein-Westfalen will vorerst nicht von der Impfreihenfolge abweichen. Noch gebe es im Land viele Menschen über 60 Jahren, die das Impfangebot mit Astra-Zeneca gerne annähmen, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) heute dem WDR. «Wenn Astra-Zeneca nicht mehr gewünscht wird, werden wir solche Überlegungen machen.»