Im Rentenalter eine Apotheke übernehmen |
Lukas Brockfeld |
26.07.2024 15:36 Uhr |
Christl Kraus in ihrer Central Apotheke. / Foto: Central Apotheke
In ganz Deutschland geben immer mehr Apothekerinnen und Apotheker auf. Nicht so die 78-jährige Christl Kraus, die seit Juni die Central Apotheke in Pforzheim als Pächterin leitet. Die Central Apotheke wurde 1956 von ihrem Vater Walter Reiser gegründet und befand sich seither im Familienbesitz. Christl Kraus ist dem Betrieb eng verbunden. Schon seit 1971 arbeitete sie, zunächst während ihres Vorexamens, in der Offizin ihres Vaters. Nach ihrer Heirat verließ sie für einige Jahre Pforzheim, kehrte allerdings in ihre Heimatstadt zurück, um die Apotheke am Markt und später die Einhorn Apotheke zu leiten.
Die Central Apotheke wurde lange von Jens Tonne, dem Sohn von Christl Kraus´ Cousine, geleitet. Doch Tonne erlitt im vergangenen Jahr einen Herzinfarkt und ist seither nicht mehr in der Lage, die Offizin zu führen. Zunächst sprang Christl Kraus´ Sohn Christian als Vertretung ein, doch diese Lösung ist aus rechtlichen Gründen nur kurzfristig erlaubt.
Die Central Apotheke, das Lebenswerk ihres Vaters, sollte nicht von Fremden aufgekauft werden. Daher fasste Christl Kraus, die bisher als angestellte Apothekerin für ihren Sohn Christian arbeitete, einen Entschluss. Im Juni 2024 übernahm sie die Apotheke als Pächterin.
Doch warum setzt sich eine 78-Jährige, die seit Jahrzehnten in diversen Apotheken arbeitet, die vier Kinder und zehn Enkel hat, nicht zur Ruhe? »Es macht mir einfach Spaß«, erzählt Christl Kraus im Gespräch mit der PZ. »Ich berate die Kunden sehr gerne. Viele kenne ich seit Jahren und ich habe immer das Gefühl, dass sie sich freuen, wenn ich da bin.«
In ihrem Arbeitsalltag kann sich Christl Kraus auf die Unterstützung ihres Sohnes verlassen. Außerdem steht ihr ein Team aus elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, drei davon sind angestellte Apotheker, zur Seite. »Ich komme mit allen gut aus«, freut sich die 78-jährige Apothekerin. Im Umgang mit Kunden und Mitarbeitenden komme ihr ihre jahrzehntelange Erfahrung zugute. »Meine Mutter gehört noch zur alten Schule«, erzählt Christian Kraus und lacht.