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Stoffwechselerkrankungen

Ibuprofen als Diabetesschutz?

Die bekannten Wirkstoffe Ibuprofen und Naproxen könnten das Risiko von Stoffwechselkrankheiten nicht nur durch antientzündliche Effekte, sondern auch durch Hemmung des Süßgeschmacksrezeptors verringern. Dies legt zumindest eine Studie aus den USA nahe.
Sven Siebenand
17.04.2025  10:30 Uhr

Eine Forschungsgruppe von der Universität Rutgers in New Brunswick und des Monell Centers in Philadelphia hat die Ergebnisse der Untersuchung im Fachjournal »British Journal of Pharmacology« publiziert. Dreh- und Angelpunkt ist die Reaktion des bekannten Rezeptors auf Süßgeschmack, TAS1R2-TAS1R3, auf Ibuprofen und Naproxen. Dieser Rezeptor vermittelt nicht nur den süßen Geschmack im Mund. Er kommt auch in anderen Organen und Geweben des Körpers vor und trägt vermutlich dazu bei, den Glucosestoffwechsel im Körper zu regulieren.

Ibuprofen und Naproxen ähneln strukturell bekannten Inhibitoren von TAS1R2-TAS1R3 und wurden früher bereits mit metabolischen Vorteilen in Verbindung gebracht, heißt es in der Originalpublikation. Die Forschenden führten zwei verschiedene Experimente durch – eines in vitro und eines in vivo. Bei menschlichen Nierenzellen, die den Geschmacksrezeptor exprimieren, führte die Behandlung mit Ibuprofen im Labor dazu, dass sich die molekulare Signalübertragung auf Saccharose und den Süßstoff Sucralose deutlich veränderte. Bei In-vivo-Tests nahmen Probanden Süßgeschmack schwächer wahr, nachdem sie den Mund mit Ibuprofen oder Naproxen gespült hatten. Dabei wurde eine niedrige Konzentration gewählt, die in etwa dem Plasmaspiegel nach einer typischen Dosis entspricht.

Schon seit Längerem werden Entzündungshemmer wie Ibuprofen gelegentlich mit einem geringen Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht. Möglicherweise wurde dabei neben den antiinflammatorischen Effekten eine andere Wirkkomponente bislang weitgehend übersehen. Die Hemmung des süßen Geschmacksempfindens durch die beiden nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) könnte möglicherweise den Glucosestoffwechsel beeinflussen, so Erstautor Dr. Paul A. S. Breslin von der Rutgers Universität in einer Pressemitteilung des Monell Centers.

In der Arbeit habe man gezeigt, dass Ibuprofen nicht nur die Entzündung moduliert, sondern auch ein TAS1R2-TAS1R3-Inhibitor. Dieser Rezeptor werde in den meisten stoffwechselregulierenden Geweben und Organen exprimiert. »Wenn wir die im Körper exprimierten Geschmacksrezeptoren manipulieren, könnte dies für die Senkung des Blutzuckerspiegels von Bedeutung sein, um das Krankheitsrisiko zu verringern«, so Breslin.

Die Studie wurde von zahlreichen Publikumsmedien aufgegriffen. Sollten Kunden sich dazu in der Apotheke informieren wollen, kann im Beratungsgespräch darauf hingewiesen werden, dass auf Basis dieser Arbeit sicher keine Empfehlung für eine prophylaktische Einnahme von Ibuprofen oder Naproxen abgeleitet werden kann. Viel Forschungsarbeit ist noch vonnöten und die Studienergebnisse müssen nun in weiteren und größeren Arbeiten verifiziert und weiter untersucht werden.

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