| Theo Dingermann |
| 29.12.2025 12:00 Uhr |
Ein zentraler Schwerpunkt des Artikels liegt auf den Risiken. Hochpotente Cannabis-Produkte, wie sie in vielen Abgabestellen erhältlich sind, sind mit einem deutlich erhöhten Risiko für psychotische Symptome, Angststörungen und die Entwicklung einer Cannabis-Gebrauchsstörung assoziiert; etwa 29 Prozent der medizinischen Nutzer erfüllen entsprechende DSM-5-Kriterien. Hinzu kommen kardiovaskuläre Risiken: Beobachtungsstudien zeigen eine erhöhte Inzidenz von Myokardinfarkten, Schlaganfällen und koronarer Herzkrankheit, insbesondere bei täglichem inhalativem Konsum. Pulmonale Schäden, neurokognitive Beeinträchtigungen, Abhängigkeitssyndrome sowie spezifische Entitäten wie das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom werden ausführlich dargestellt. Besonders problematisch ist zudem die unzureichende Qualitätskontrolle vieler nicht pharmazeutischer Produkte, einschließlich Fehlkennzeichnung, hoher THC-Gehalte und Kontaminationen mit Pestiziden oder Schwermetallen.
Vor diesem Hintergrund formulieren die Autoren klare klinische Handlungsempfehlungen. Danach sollten vor jeder Erwägung einer Cannabis-Therapie Kontraindikationen wie Schwangerschaft, Psychosen und relevante Herz-Kreislauf-Erkrankungen, potenzielle Arzneimittelinteraktionen und das individuelle Suchtrisiko systematisch geprüft werden. Falls Cannabis oder Cannabinoide eingesetzt werden, ist die Verordnung angemessener Dosen essenziell: Verwendet werden sollten möglichst niedrige THC-Dosen, nicht inhalative Applikationsformen sollten bevorzugt werden, die Kombination mit Alkohol oder anderen ZNS-dämpfenden Substanzen sollte vermieden werden und es sollte konsequent über Fahrtüchtigkeit und Arbeitssicherheit aufgeklärt werden.