Hoher HDL-Spiegel ist nicht immer gut |
| Theo Dingermann |
| 27.12.2024 15:00 Uhr |
In der unbereinigten Analyse wurde sowohl für die Patienten mit niedrigen als auch für die Patienten mit hohen HDL-C-Werten ein höheres Risiko für MACE im Vergleich zur mittleren HDL-C-Gruppe nachgewiesen. Diese Ergebnisse blieben auch nach der Anpassung an Alter, Geschlecht und Indexjahr konsistent. Es zeigte sich eine U-förmige Beziehung zwischen HDL-C-Spiegeln und dem Risiko für MACE.
Hinsichtlich der sekundären Endpunkte zeigten sich sowohl in der Gruppe mit niedrigen als auch in der Gruppe mit hohen HDL-C-Werten verglichen mit der mittleren HDL-C-Gruppe erhöhte Risiken für Schlaganfall, Herzinsuffizienz, nicht kardiovaskuläre und Gesamtmortalität. Nur die niedrige HDL-C-Gruppe zeigte ein erhöhtes Risiko für Myokardinfarkt und kardiovaskuläre Mortalität.
Nahezu über alle analysierten Subgruppen blieb die U-förmige Beziehung konsistent (Geschlecht, Statin-Anwendung, Antidiabetika, eGFR, HbA1c-Spiegel und Vorhandensein von Fettleibigkeit), wenn auch nicht immer signifikant bei jungen Patienten (≤ 60 Jahre). Männer wiesen ein stärker ausgeprägtes U-förmiges Muster auf als Frauen.
Die Studie deutet auf einen komplexen, nicht linearen Zusammenhang zwischen HDL-C und CVD-Risiko hin. Die Autoren vermuten, dass sehr hohe HDL-C-Spiegel auf genetische Varianten, eine Dysfunktion der HDL-Partikel oder eine veränderte Zusammensetzung der HDL-Partikel hinweisen könnten. Insbesondere wird auf die Heterogenität der HDL-Partikel hingewiesen, die verschiedene biologische Funktionen haben. Zudem deutet die Studie an, dass die Einnahme von Statinen den U-förmigen Zusammenhang nicht ändert.
Damit erhärtet sich der Verdacht, dass hohe HDL-C-Spiegel bei Menschen mit T2D möglicherweise nicht protektiv sind. Im Gegenteil: Zum Teil scheinen hohe HDL-C-Spiegel bei diesen Patienten sogar mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte kardiovaskuläre und nicht kardiovaskuläre Ereignisse verbunden zu sein.
Limitationen der Studie, auf die die Forschenden hinweisen, sind der retrospektive Ansatz, nicht erfasste Confounder wie Lebensstilfaktoren und die Tatsache, dass die Kohorte hauptsächlich aus Chinesen bestand, was die Übertragbarkeit auf andere Ethnien einschränken könnte.