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Apothekerkammer des Saarlandes

Hohe Protestbeteiligung erwartet

Die Vertreterversammlung der Apothekerkammer des Saarlandes fand im Vorzeichen des Apotheken-Protesttages am 14. Juni statt. Der Tag sei »ein Meilenstein für die Zukunft der Apotheken«, meinte Kammerpräsident Manfred Saar. 
Juliane Brüggen
09.06.2023  14:00 Uhr

Personalmangel, Bürokratie und Umsatzwachstum – drei Herausforderungen, vor denen Apotheken stehen, sprach Kammerpräsident Manfred Saar bei der Vertreterversammlung der Apothekerkammer des Saarlandes am 7. Juni 2023 in Saarbrücken an. Man müsse kein Prophet sein, um zu erkennen, dass die Personalprobleme sich in Zukunft noch verschärfen, sagte Saar. Daher brauche es jetzt Lösungen. »Die Bezahlung und die Work-Life-Balance spielen zunehmend eine wichtige Rolle. Als Kammer bemühen wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten, die Situation zu verbessern.« Dazu gehörten Gespräche mit der PTA-Schule, Anträge beim Deutschen Apothekertag (DAT) und zahlreiche politische Gespräche.

Auch die liberale Öffnungszeitenregelung soll die Apotheken entlasten. Im Saarland ist es Apotheken zum Beispiel erlaubt, von Montag bis Freitag bis zu zwei Tage nachmittags zu schließen (Mittwoch und ein anderer Tag). Ansonsten können die täglichen Öffnungszeiten auf bis zu sechs Stunden reduziert werden, an Samstagen kann auf Antrag hin geschlossen bleiben.

Erleichterungen braucht es Saar zufolge auch an anderer Stelle: »Die bürokratischen Anforderungen im Apothekensektor werden weiterhin ein Problem darstellen, insbesondere die Abrechnung mit den Krankenkassen und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen.« Im Arbeitskreis Bürokratieabbau der Bundesapothekerkammer (BAK) seien die konkreten Vorschläge aus dem Saarland wie das Aussetzen der Fälschungsrichtlinie (Securpharm) jedoch nicht auf Zustimmung gestoßen: »Das Ergebnis war überraschend wie ernüchternd.« Als Konsequenz werde die Kammer ihre Ideen zusammen mit dem Saarländischen Apothekerverein (SAV) als Anträge beim DAT einbringen. Sollten diese abgelehnt werden, brauche die Apothekerschaft nicht mehr über zu viel Bürokratie jammern.

Als ergänzende Lösung des Bürokratieproblems nannte der Kammerpräsident die Digitalisierung. KI-Systeme könnten schon jetzt repetitive und zeitaufwändige administrative Aufgaben übernehmen, wie das Ausfüllen von Formularen, Sortieren und Kategorisieren von Dokumenten oder das Bearbeiten von Anträgen.

Auf Kerngeschäft konzentrieren

Beratungsleistungen und spezialisierte Services könnten Apotheken helfen, dem steigenden Umsatzdruck standzuhalten. Es sei sinnvoll, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren, meinte Saar. »Nach meiner Einschätzung ist eine Reduktion des Apothekengeschäftes auf Arzneimittel und pharmazeutische Kundenbetreuung eine solide Grundlage für die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit der Apotheke.« Nicht lohnend seien hingegen der Verkauf von Bonbons, Seifen und Kosmetik, aber auch Heil- und Hilfsmitteln.

Der Protesttag am 14. Juni 2023 sei ein »Meilenstein für die Zukunft, an dem hoffentlich alle Apotheker teilnehmen«. Eventuell müssten noch mehr Tage an Schließungen hinzukommen, wenn das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nicht einsichtig sei. »Wir brauchen mehr Geld, um den Kunden und Patienten gerecht werden zu können. Kämpfen wir dafür!«

Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Kammer, erwartet eine hohe und wahrscheinlich flächendeckende Protestbeteiligung der Apotheken im Saarland. »Die Patienten sind informiert, es spricht nichts gegen die Schließungen.« Wichtig sei das Gespräch mit den Menschen, um für Verständnis zu werben.

Apothekenzahl im Sinkflug

Die Apothekenzahl im Saarland befinde sich weiter im »Sinkflug« und bewege sich auf die 250 zu, berichtete Wohlfeil. Aktuell seien es 269 Apotheken – vor zehn Jahren waren es noch 323. Vor allem im nördlichen Saarland spitze sich die Situation zu. An den Dienstbereitschaftsregeln werde das aber nichts ändern. Patienten müssten teils weitere Wege in Kauf nehmen. »Wir können die Apotheken nicht aus dem Hut zaubern.« Ein weiteres Problem ist die demografische Entwicklung im Saarland: über 40 Prozent der Inhaberinnen und Inhaber sind 60 Jahre oder älter.

Bei der Personalsituation sei »keine Besserung in Sicht«, vor allem bei PTA. Aber auch der pharmazeutische Nachwuchs wandere zunehmend in die Industrie, Verwaltung und Krankenhäuser ab. Hier könne nur ein monetärer Ansatz greifen und der Anreiz durch die pharmazeutischen Dienstleistungen. »Mit Tarifgehältern werden wir nicht mehr viele Kolleginnen und Kollegen begeistern können«, so Wohlfeil. »Der Knackpunkt ist die Honorierung der Apotheken.« Es brauche dringend eine Erhöhung.

Die Statistiken zeigten, dass Apotheken im Gegensatz zu den Kassenärzten wirtschaftlich von den GKV-Einnahmen abgehängt worden seien. Der prozentuale Anteil der Apotheken an den Gesamtausgaben der GKV sei deutlich rückläufig. Der Umsatz der Apotheken wachse zwar, zum Beispiel durch hochpreisige Arzneimittel, das steuerliche Betriebsergebnis aber nicht im gleichen Ausmaß. Wohlfeil beklagte im Hinblick auf das veröffentlichte Faktenblatt des BMG das Niveau der Diskussion. Verstanden werden müsse, dass die Honorierung der Apotheken nicht umsatz- sondern packungsbezogen sei. Auch der vom BMG angeprangerte Umsatzzuwachs werde verzerrt dargestellt: Dieser war vor allem im OTC-Bereich zu verzeichnen, der nur 7,8 Prozent des Gesamtumsatzes ausmache.

PTA-Ausbildung im Fokus

Auf dem DAT in Düsseldorf werden Kammer und Verband insgesamt zwölf Anträge einbringen, so viele wie noch nie. Diese reichen von erleichterten Einzelimporten und Defekturherstellungen bei Lieferengpässen über die Aufhebung der Fälschungsrichtlinie (Securpharm) bis hin zur Vergütung der PTA-Ausbildung. Um letztere attraktiver zu gestalten, werde man sich verstärkt für eine Ausbildungsvergütung einsetzen, da das zuvor angestrebte Konzept einer dualen Ausbildung keine Chancen habe.

Die PTA-Schule im Saarland arbeite an einem Konzept, das angehenden PTA optional eine 4-Tage-Woche ermögliche, erklärte Manfred Haber, pharmazeutischer Direktor der Schule. Den freien Tag könnten die Schülerinnen und Schüler für die Arbeit in einer Apotheke nutzen, mit entsprechendem Verdienst. »Das ist Plan B«, sagte Wohlfeil. Der Gesetzgeber werde sich seiner Ansicht nach bei der Ausbildungsvergütung nicht bewegen. Eventuell könnte das Konzept auch den Weg in die duale Ausbildung ebnen, ergänzte Saar.

Die Delegierten beschlossen außerdem Renovierungsarbeiten am Apothekerhaus durchzuführen, um mehr Energieeffizienz zu erreichen (Fenster, Fernwärme), ebenso wie eine Richtlinie zur Erstattung von Repräsentations- und Bewirtungsaufwendungen der Apothekerkammer.

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