Hoffnung auf Medikamente für Gaza |
Alexandra Amanatidou |
21.10.2025 16:28 Uhr |
Ärzte ohne Grenzen plädiert für medizinische Evakuierungen der Bevölkerung aus dem Gazastreifen. »Deutschland muss sichere Transportwege für Patientinnen und Patienten schaffen, Visa- und Aufnahmeverfahren erleichtern und Behandlungskapazitäten in deutschen Kliniken für besonders dringende Fälle öffnen«, sagt Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, auf Anfrage der PZ. »Langfristig müsse der Wiederaufbau des Gesundheitssystems Priorität haben: Kliniken, Personal, Medikamente, psychologische Betreuung.«
Bereits im Sommer hatten Hannover, Düsseldorf, Bonn, Leipzig und Kiel angeboten, schwerkranke und traumatisierte Kinder aus dem Gazastreifen aufzunehmen und zu behandeln. Doch das Innenministerium und das Auswärtige Amt hatten damals gezögert. Für eine solche Aktion benötigen die Städte die Unterstützung des Bundes, der die Einreiseverfahren, die Auswahl der Kinder und die gesamte Koordination der Hilfsaktion übernehmen würde. Damals gab es jedoch insbesondere aus der CDU/CSU Bedenken, dass die Wiederausreise erschwert werden könnte, da Palästinenser in Deutschland als staatenlos gelten, weil Deutschland Palästina bisher nicht anerkannt hat. Andere Länder haben bereits schwerverletzte Kinder aus Gaza behandelt, wie etwa Italien, Rumänien oder Spanien.
Laut dem Auswärtigen Amt erhalten die Weltgesundheitsorganisation, das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter, Care International und Oxfam Unterstützung für ihre Arbeit in Gaza. Sie unterstützen unter anderem durch mobile Kliniken in Notunterkünften und den Einsatz von Anlagen zur Wasseraufbereitung. Auf seiner Website schreibt das Auswärtige Amt: »Für die akute Bekämpfung des Hungers und des Gesundheitsnotstandes in Gaza stellt das Auswärtige Amt unmittelbar mit Inkrafttreten des Waffenstillstands weitere 29 Millionen Euro für humanitäre Hilfe zur Verfügung.« Auch Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) kündigte im »Bericht aus Berlin« der ARD einen dreistelligen Millionenbetrag für den Wiederaufbau an.
»Eine vollständige Wiederherstellung wird in vielen Fällen sehr große bauliche Maßnahmen erfordern. Und das wird lange dauern«, sagte Christof Johnen vom Deutschen Roten Kreuz gegenüber der taz und fügte hinzu: »Selbst wenn die Waffenruhe hält und Hilfe ungehindert in den Gazastreifen kommt, wird es sicherlich Monate dauern, bis es eine Stabilisierung der Gesundheitsversorgung gibt.«
Action Medeor betont, dass bei der schnelleren Versorgung die Frage des Zugangs und eine planvolle Bereitstellung vor Ort wichtiger seien als die Frage der Beschaffung. Auch AoG appelliert an alle handelnden Akteure, die Unterstützung der Menschen vor Ort nun endlich ins Zentrum ihres Handelns zu rücken.