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Hochverarbeitete Lebensmittel als globales Gesundheitsrisiko

Hochverarbeitete Lebensmittel verdrängen immer stärker traditionelle Nahrungsmittel und sind inzwischen ein zentraler Treiber für die weltweite Epidemie von nicht übertragbaren Krankheiten. Dies stellt eine – nicht ganz unumstrittene Artikelserie – im Fachjournal »The Lancet« fest.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 27.11.2025  10:30 Uhr

Handlungsempfehlungen: Elemente einer globalen Public-Health-Strategie

Auf Basis dieser Analyse entwickeln Baker und Kollegen ein Rahmenwerk für eine Reaktion auf internationaler Ebene. Sie fordern:

  • eine Einordnung von UPF als globale Gesundheitspriorität, vergleichbar mit Tabak, Asbest oder Luftverschmutzung,
  • die Stärkung nationaler und internationaler Koalitionen von Interessensvertretungen, um die politische Trägheit zu überwinden,
  • eine Kontrolle von Interessenskonflikten durch Ausschluss wirtschaftsnaher Akteure aus zentralen gesundheitspolitischen Prozessen,
  • die Verschiebung ökonomischer Anreize, etwa durch Besteuerung von UPF und Förderung alternativer Produktionssysteme,
  • die Schaffung eines fairen Wechsels für landwirtschaftliche und industrielle Arbeitskräfte weg von UPF-zentrierten Wertschöpfungsketten und
  • eine transnationale Regulierung, etwa durch Anpassungen im Handelsrecht, Delegitimierung industriefreundlicher Selbstregulierung, Schutz vor Mechanismen zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Investoren und den Staaten.

Kritik und Lob von Experten

Der Lebensmittelverband Deutschland widerspricht den Lancet-Veröffentlichungen in einer Stellungnahme. »Die im Beitrag genutzte Klassifizierung und die daraus abgeleiteten gesundheitlichen und politischen Schlussfolgerungen sind wissenschaftlich nicht belegt und verkennen die Bedeutung moderner Lebensmittelverarbeitung für Sicherheit, Qualität, Innovation und gesellschaftliche Teilhabe.« Verarbeitung sorge für Haltbarkeit, Sicherheit, Hygiene, Nährwertstabilität und Vielfalt. Die verwendete NOVA-Klassifikation sei »wissenschaftlich hoch umstritten, da sie zum Beispiel Energiedichte, Nährwertzusammensetzung, Portionsgrößen oder auch die Textur eines Lebensmittels nicht berücksichtigt«. Der Verarbeitungsgrad sage nichts über die gesundheitliche Qualität eines Produkts aus. 

Diese Ansicht vertreten auch Experten, die sich gegenüber dem Science Media Center zu den Veröffentlichungen äußerten. Einige von ihnen kritisieren die NOVA-Klassifikation als undifferenziert und inkonsistent. Zudem wird bemängelt, dass die meiste Evidenz für gesundheitsschädliche Effekte eines UPF-Konsums in Beobachtungsstudien gefunden wurde, die keinen Kausalzusammenhang nachweisen können.

Zusammenhänge zwischen UPF-Verzehr und Erkrankungsrisiken seien vor allem für gesüßte Getränke und Fleischwaren belegt. Professor Dr. Martin Smollich vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, spricht von einem fast ausschließlichen »Softdrink- und Wurstwaren-Effekt«. Für die übrigen Lebensmittelgruppen bestehe kein Zusammenhang mit gesundheitlichen Nachteilen, obwohl sie hochverarbeitet sind. Der Anstieg an ernährungsbedingten Erkrankungen gehe vor allem auf die Zusammensetzung der Produkte und deren hohe Energiedichte zurück – unabhängig vom Verarbeitungsgrad. 

Andere Experten sind anderer Ansicht. Es gebe bereits gut kontrollierte Interventionsstudien, die zeigen, dass der Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel zu Überessen und Übergewicht führt und das Abnehmen erschwert, sagt der Ernährungsmediziner Professor Dr. Mathias Fasshauer von der Universität Gießen. Trotz ähnlichem Fett- und Zuckergehalt unterscheiden sich ihm zufolge UPF deutlich von weniger verarbeiteten Produkten wie frisch gebackenem Kuchen, indem sie höhere Mengen an Zusatzstoffen wie Aromen, Farbstoffe und Süßungsmittel enthalten. Für Aromen sei belegt, dass sie Überessen fördern; Süßstoffe könnten das Darmmikrobiom schädigen und das Risiko für Insulinresistenz und Stoffwechselerkrankungen erhöhen.

Einer eigenen Analyse zufolge sei etwa die Hälfte der in deutschen Supermärkten angebotenen Produkte hochverarbeitet, berichtet Fasshauer. »Dieser hohe Anteil hochverarbeiteter Lebensmittel trägt maßgeblich zu einer adipogenen Umwelt bei, also einer Umwelt, die Übergewicht und Adipositas systemisch fördert.« Auf die Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie und die individuelle Verantwortung der Verbraucher zu setzen, sei wenig zielführend. Vielmehr sollten Maßnahmen eingesetzt werden, die sich schon im Kampf gegen das Rauchen bewährt hätten, nämlich Besteuerung, Kennzeichnungspflicht und Werbeverbote.

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