Hochschullehrende warnen vor Zusammenbruch des Systems |
Nicht nur das ApoRG und die veraltete Approbationsordnung verärgern und besorgen die Lehrenden. Seit § 4 des Heilmittelwerbegesetzes (HWG) Ende des vergangenen Jahres geändert wurde, muss gendergerecht für Heilmittel geworben werden. Aus »Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker« wurde »Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke«. Das BMG hat die Apothekerinnen und Apotheker komplett aus der Formulierung gestrichen.
Auch wenn die Umstellung dieser Formulierung von vielen gar nicht wahrgenommen worden sei, so sei auch
dies ein großes Ärgernis für die Verantwortlichen der Pharmazeutenausbildung. »Eine höhere Wertschätzung des fachlich anspruchsvollen Pharmaziestudiums durch eine passendere Formulierung wäre ein wichtiges Signal für alle approbierten Apotheker und den pharmazeutischen Nachwuchs«, sind sich die Hochschullehrenden einig. Ihr Vorschlag lautet: »Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und holen Sie sich ärztlichen oder apothekerlichen Rat ein.«
»Alle angesprochenen Punkte erfüllen uns mit großer Sorge, wie man in Deutschland mit der Ausbildung der Apotheker umgeht.« Wenn man damit versuche, dem Mangel an Apothekern entgegenzutreten, werde wahrscheinlich genau das Gegenteil eintreten. Die sicherlich nach wie vor vorhandene hohe Qualifikation, die Pharmaziestudierende in Deutschland erhalten, werde den neuen EU-Vorgaben nicht gerecht.
»Schüler werden durch diese Beschädigungen des Ansehens immer weniger dazu motiviert werden, ein Pharmaziestudium zu ergreifen. Wenn sie trotzdem Pharmazie als ihr Fach auswählen, werden sie sich mit Abschluss des Studiums eher für eine Tätigkeit in der Industrie entscheiden, da sie dort nach wie vor ein großes Ansehen genießen«, sind sich die Lehrenden sicher. Schon jetzt sei dieser Trend sichtbar, der durch die oben angesprochenen Aktionen verstärkt werde.
Um dem Mangel an Apothekern entgegenzutreten, sei es wichtig, diese von Bürokratie zu entlasten und ihnen eine solide, finanzielle Grundlage zu ermöglichen. »Man darf aber nicht das Ansehen des Apothekers immer weiter herabwürdigen und so Schüler und Studierende von diesem Berufszweig abschrecken. Ohne Attraktivität für den öffentlichen Apotheker wird das jetzige System in Deutschland zusammenbrechen«, warnen die Hochschullehrenden.
Es bleibe zu hoffen, dass das BMG diesem Trend Einhalt gebietet, indem es den Referentenentwurf zum ApoRG überdenkt, sich dem Vorschlag zur Änderung der Approbationsordnung widmet und die angesprochene Formulierung im Heilmittelwerbegesetz neu fasst.