Hitzeschutzplan für Apotheken |
Alexander Müller |
03.06.2025 13:30 Uhr |
Die Apotheken haben im Hitzeschutzplan eine wichtige Rolle. / © Getty Images/adam smigielski
Apotheken sind wohnortnah und niedrigschwellig zu erreichen. Sie sind daher nach Überzeugung des BMG auch in »hitzebedingten Ausnahmesituationen von großer Relevanz«. Das Ministerium unterstützt und empfiehlt den Musterhitzeschutzplan daher ausdrücklich. Es geht um die Sicherheit und Gesundheit der Patienten, aber auch der Mitarbeitenden und nicht zuletzt um die Qualität der Arzneimittel unter erhöhten Temperaturbedingungen.
Der Plan basiert auf dem »Musterhitzeschutzplan für Apotheken« des Aktionsbündnisses Hitzeschutz, an dem auch die Apothekerkammer Berlin mitgearbeitet hat. Er soll Apotheken dabei helfen, geeignete Hitzeschutzmaßnahmen zu implementieren. Natürlich können und sollen die vorgeschlagenen Maßnahmen weiterentwickelt und an die jeweiligen betrieblichen Erfordernisse vor Ort angepasst werden.
Zu den »Vorbereitungen auf den Sommer« zählen organisatorische Fragen wie Zuständigkeiten für die Umsetzung des Plans (QMS), Akutmaßnahmen für die Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) oder ganz schlicht kühlere Räume innerhalb des Betriebs zu identifizieren.
Innerhalb der Apotheke sollen zudem die »baulich-technischen Hitzeschutzmaßnahmen« überprüft werden, das betrifft etwa die Wartung von Klimageräte, Jalousien oder Lüftungsanlage. Mit Blick auf das Personal schlägt der Plan unter anderem vor, Hitze als Teil der Gefährdungsbeurteilung im Arbeitsschutz zu erfassen, zum Beispiel im Botendienst oder bei der Raumtemperatur im Notdienstzimmer. Besonders gefährdete Mitarbeitende können identifiziert und der Dienstplan entsprechend angepasst werden.
Während der Sommermonate (April bis September) sieht der Hitzeschutzplan weitere Schulungen für die Teams vor, aber auch konkrete praktische Maßnahmen wie das Bereitstellen von Wasserspendern. Gefährdete Patienten sollen von den Teams auf hitzebedingte Risiken angesprochen und die Medikation gegebenenfalls in Rücksprache mit den behandelnden Ärzten angepasst werden.
Wenn die gefühlte Temperatur für zwei Tage in Folge mindestens 32°C beträgt, wird vom Deutschen Wetterdienst (DWD) die Hitzewarnstufe 1 ausgerufen. In diesen Phasen sollen die Teams besonders auf sich und die Patienten achten und gefährdeten Patienten etwa verstärkt einen Botendienst anbieten – diese wiederum eher an den Tagesrandzeiten durchführen.
Bei Warnstufe 2 überschreitet die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert von 38°C, der DWD warnt dann vor einer »extremen Wärmebelastung«. Die Apotheken sind gehalten, den Personaleinsatz anzupassen und die Kommunikation zu Risiken durch Hitzebelastung mit Hausarztpraxen und Pflegeeinrichtungen zu verstärken.
Um mittel- und langfristig auf absehbar immer höhere Temperaturen und vermehrte Hitzeperioden vorbereitet zu sein, sollen Apotheken laut Musterhitzeschutzplan wo möglich baulich nachrüsten und aktiv Einfluss auf die Stadtplanung nehmen: Begrünung, Trinkbrunnen, öffentliche kühle Räume.
Das BMG betont, dass es bei den Hitzeschutzplänen nicht um generelle Verbote gehe, sondern um Empfehlungen, um das Verhalten an extreme Wetterlagen anpassen zu können. Das betrifft den »Musterhitzeschutzplan für den organisierten Sport« ebenso wie den für Apotheken. Unter Hitzeservice.de gibt es beispielsweise Konzepte zum Schutz spezieller Risikogruppen. Zusammen mit anderen Bundesministerien und den Ländern werde zudem eine Krisenübung (LÜKEX 26) vorbereitet.
Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) stellt den Kommunen zum bundesweiten Aktionstag am 4. Juni ein Online-Toolkit bereit. Es richtet sich an alle, die in Kommunen, Kitas, Schulen, Pflegeeinrichtungen oder sozialen Diensten Verantwortung tragen und beinhaltet praktische Handlungsempfehlungen für den Alltag.
Wie wichtig das Thema ist, geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion zum Hitzeschutzplans hervor. Das Ministerium verweist auf die Auswertungen des Robert Koch-Instituts (RKI) zu hitzebedingter Übersterblichkeit. Demnach kam es in den vergangenen Jahren jeweils zu einer geschätzten Übersterblichkeit von einigen tausend Menschen. Die Auswirkungen des Hitzeschutzplans seien allerdings nicht so leicht zu beziffern, da die Intensität der jährlichen Hitzeperioden teilweise erheblich schwankten.