Hitzeaktionsplan soll Risikogruppen schützen |
Melanie Höhn |
23.02.2023 16:30 Uhr |
Neben der Reduzierung der Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit der Bevölkerung will der Hitzeaktionsplan vor allem die Bürger bei der Anpassung an die Klimaveränderung unterstützen. / Foto: imago images/A. Friedrichs
Hohe Sommertemperaturen haben einer Studie zufolge in den Jahren 2018 bis 2020 jeweils zu Tausenden hitzebedingter Sterbefälle in Deutschland geführt. Der Hessische Hitzeaktionsplan (HHAP), den das dortige Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) ins Leben gerufen hat, will deshalb den UV- und Hitzeschutz seiner Bürger weiter verstärken. Der Sommer 2022 war der sonnigste, trockenste und viertwärmste in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881.
Laut Hitzeaktionsplan, der der PZ vorliegt, sollen Akteurinnen und Akteure im Gesundheits- und Sozialbereich über Handlungsmöglichkeiten informiert werden, sodass sie diese Aspekte in ihre Arbeit mit den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen integrieren können. Zudem sollen diese Multiplikatorinnen und Multiplikatoren – zu denen auch Apothekerinnen und Apotheker zählen – themenbezogen vernetzt werden. Dabei sollen gegenseitiges Lernen befördert, neue Handlungsansätze hervorgebracht und Strategien erarbeitet werden.
An dem landesweiten Plan, der die Grundlage für kommunale Hitzeaktionspläne bilden soll, haben verschiedene Akteure aus dem Gesundheits-, Sozial- und Umweltbereich zusammengearbeitet – unter anderem die Landesärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung sowie die Landesapothekerkammer Hessen (LAK). LAK-Präsidentin Ursula Funke bewertet das Vorhaben als sinnvolle Initiative. Generell seien die Apotheken schon für dieses Thema sensibilisiert, sagte sie auf Nachfrage der PZ. Für die Apothekerschaft will die LAK beispielsweise einmal jährlich Artikel zum Thema Hitzeprävention im Mitglieder-Rundschreiben vor dem Sommer veröffentlichen, einen Patientenflyer zur Lagerung von Medikamenten bei Hitze in den Apotheken verteilen sowie Themenbeiträge in verschiedenen Zeitschriften und Kolumnen erstellen.
»Die Herausforderungen der Klimakrise müssen wir gemeinsam schultern«, ist Hessens Sozialminister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen) überzeugt. Deshalb sei der Hitzeaktionsplan, den die Gesundheitsabteilung des HMSI mithilfe fachübergreifender Zusammenarbeit erstellt hat, eine »prioritäre Maßnahme« des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025 und leiste einen »wertvollen Beitrag zur Klimaanpassung im Gesundheitsbereich: Klimaschutz und -anpassung sind immer auch Gesundheitsschutz«, erklärte Klose. Die globale Erdüberhitzung sei menschengemacht und eine »massive Bedrohung unserer Gesundheit«. Deshalb bedürfe es umfangreicher Gegenmaßnahmen und Veränderungen des Lebensstils, um den uns nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu übergeben, so Klose.
Mit dem Hitzeaktionsplan soll die »Anpassung von Menschen und Strukturen an die bereits spürbaren und stetig fortschreitenden Veränderungen unserer Umwelt, die mit der Erdüberhitzung einhergehen«, unterstützt werden, erklärte Klose weiter. Risikogruppen sind laut Hitzeaktionsplan vor allem ältere Menschen, Schwangere, Säuglinge, Kleinkinder, Menschen mit Behinderungen beziehungsweise bestimmten Vorerkrankungen sowie pflege-, betreuungsbedürftige und alleinlebende Menschen.
Der HHAP orientiert sich an den »Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit«, die 2017 durch die ehemalige Bund/Länder-Ad-hoc Arbeitsgruppe »Gesundheitliche Anpassung an die Folgen des Klimawandels (GAK)« des damaligen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit erarbeitet wurden. Diese basieren wiederum auf Empfehlungen der WHO und richten sich an Länder und Kommunen. Verpflichtend sind die Empfehlungen des Hessischen Hitzeaktionsplans bisher nicht.