Hitze verschlägt Politikern die Sprache |
| Jennifer Evans |
| 12.07.2024 07:00 Uhr |
Weniger eloquent: Je heißer der Tag, desto mehr Unsinn reden Politikerinnen und Politiker. Das zeigen neue Forschungsergebnisse. / © Adobe Stock/andriano_cz
Um herauszufinden, wie sich Hitze auf die kognitive Leistung von Staatsmännern auswirkt, durchforstete ein Team von Wissenschaftlern mehr als 7 Millionen Parlamentsreden von gut 28.000 Politikerinnen und Politikern aus acht Ländern.
Die Ergebnisse waren eindeutig: An heißen Tagen sank die Sprachkomplexität. Die Rednerinnen und Redner verwendeten kürzere und einfachere Wörter. Das sei in etwa vergleichbar mit dem Verlust eines halben Monats an Bildung, heißt es in der Studie. Generell sind Männer stärker von den Auswirkungen der Hitze betroffen als Frauen. Und je älter der Mensch, desto stärker sind die Effekte der hohen Temperaturen in seiner Sprache hörbar. Zudem sinkt die Schwelle der Anfälligkeit mit dem Alter.
Für ihre Studie glich das Wissenschaftsteam die in den Reden genutzte Sprache der mit der aktuellen Tagestemperatur sowie deren Schwankungen ab. Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass die politische Rhetorik nicht nur durch strategische Überlegungen bestimmt ist, sondern auch durch physiologische Reaktionen auf externe Umweltfaktoren.
Studienautor Tobias Widmann warnt: »In Anbetracht der kritischen Rolle von Politikern in demokratischen Prozessen könnten die Auswirkungen extremer Temperaturen auf ihre kognitiven Leistungen tiefgreifende und weitreichende Folgen für die Gesellschaft als Ganzes haben.«