»Historische Chance für den Berufsstand« |
Daniela Hüttemann |
18.06.2025 16:18 Uhr |
Kammerpräsident Kai Christiansen begrüßt die Kernpunkte im Koalitionsvertrag der Bundesregierung. / © PZ/Daniela Hüttemann
Erhöhung des Apothekenfixums mit anschließender Verhandlungsmöglichkeit, Aufhebung des Skonto-Verbots, Abschaffung von Nullretaxationen bei pharmazeutisch korrekter Abgabe, aber auch mehr Verantwortung für die Apotheken in der Prävention – Kammerpräsident Kai Christiansen begrüßte die Kernpunkte im Koalitionsvertrag der Bundesregierung aus Union und SPD.
Es sei ein neuer Ton spürbar – »ein Ton der Wertschätzung, aber auch der Bereitschaft, Reformen umzusetzen«, sagte er am heutigen Mittwoch bei der Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein in Kiel. »Erstmals seit vielen Jahren erleben wir, dass sich auf Bundesebene wieder ernsthaft mit den Bedürfnissen der öffentlichen Apotheken auseinandergesetzt wird.«
Die Politik hat aber auch Wünsche und Forderungen. »Es geht auch um Verantwortung, um neue Rollen, die wir als Apotheken im Gesundheitswesen übernehmen können«, erläuterte Christiansen. »Prävention, niedrigschwellige Screening-Angebote, Impfleistungen, Blutdruck- und Blutzuckermessungen, Medikationsanalysen – all das soll künftig fester Bestandteil unseres Angebots sein. Und zwar nicht als Ausnahme, sondern als Regelleistung.«
Der Kammerpräsident betonte, dass dies keine Konkurrenz zur ärztlichen Praxis sei und berichtete über die gute Zusammenarbeit der Heilberufe in Schleswig-Holstein, bei der »auch mal in der Sache hart diskutiert, aber stets lösungsorientiert miteinander umgegangen wird«. Die Erweiterung der Aufgaben der Apotheken vor Ort sei eine Chance für mehr Sichtbarkeit, ein klareres Berufsbild und mehr Relevanz im Alltag der Patientinnen und Patienten.
Er warnte die Apothekerschaft jedoch davor, auf perfekte Lösungen zu warten, sondern zu gestalten und sich immer wieder selbst zu Wort zu melden, auf Landes- und Bundesebene. Die politische Entwicklung sei »eine historische Chance für unseren Berufsstand«, während das aktuelle Apothekensterben das Ergebnis einer langfristigen, politischen Unterlassung sei.