Hilft heiße Milch mit Honig bei Erkältungen? |
Geschmackssache: Ob heiße Milch mit Honig bei Erkältungen hilft, ist wissenschaftlich nicht belegt. Mit einem wohligen Placeboeffekt ist jedoch zu rechnen und schaden tut sie nicht. Beim Einrühren sollte die Milch übrigens nicht zu heiß sein. / © Getty Images/Blueline studio/StefaNikolic
Das erklärt Hals-Nasen-Ohrenarzt Bernhard Junge-Hülsing aus Starnberg. Er ist bayerischer Landesvorsitzender im Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Frage: Verschnupft und verschleimt:
Kann Milch trinken bei Erkältung die Verschleimung der Atemwege verschlimmern? Hals-Nasen-Ohrenarzt Bernhard Junge-Hülsing aus Starnberg sagt dazu klar: Nein, das kann es nicht. Es gibt etwa eine australische Studie, die zeigt, dass es keinen Unterschied macht, ob man während einer Erkältung Milch trinkt oder nicht. Das heißt, Erkältungssymptome werden nicht verschlimmert. Es kann sich bei einer Erkältung sogar eher angenehm anfühlen, wenn man etwas Kaltes, also auch kalte Milch, trinkt.
Manche schwören auf die heiße Honigmilch bei rauem Hals. Hilft die tatsächlich? Wenn ein Hausmittel aus der Kindheit positiv besetzt ist, helfe es ja schon über den Placebo-Effekt, erklärt dazu Junge-Hülsing, der bayerischer Landesvorsitzender im Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte ist. Objektiv gesehen schade eine Honigmilch nicht, nutze aber auch nicht unbedingt etwas.
Wobei Honig, wenn er naturbelassen und kein Industriehonig ist, ein gesundes Lebensmittel sein kann. Einige Untersuchungen belegen etwa seine antibakteriellen Eigenschaften. Die Milch ist hier wohl eher nur der Träger des Honigs. Vielleicht kommt das daher, dass Milch früher als hochwertiges Nahrungsmittel galt. Man hat sie sich gegönnt, wenn man krank war. Dass sie heilende Wirkung bei Erkältungen hätte, ist aber nicht belegt. Man sollte allerdings den Honig nicht in zu heißer, sondern besser in lauwarmer Milch verrühren. Sonst wird die Struktur der hilfreichen Inhaltsstoffe zerstört.
Zur Erinnerung: Kinder unter einem Jahr sollten keinen Honig erhalten, da in dem Naturprodukt auch nach Erhitzung Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum enthalten sein können. Daher kann der Verzehr von Honig bei sehr kleinen Kindern in seltenen Fällen den sogenannten Säuglingsbotulismus auslösen.
»Ja, Zucker ist bei einer Erkältung nicht gut«, sagt dazu Junge-Hülsing. Der Zucker verändert die Mundflora so, dass das Bakterienwachstum gefördert wird, und es wird mehr Magensäure produziert. »Industriezucker schädigt auch die Darmflora – und wir brauchen eine funktionierende Darmflora für eine gute Abwehr. Deshalb sind auch Hals- und Lutschtabletten gar nicht so gut, denn sie sind oft gezuckert.«
Außerdem sollte man nicht zu viel Kaffee und schwarzen Tee trinken, beides regt im Körper ebenfalls die Säureproduktion an. »Sogar bei Erkältungstees sollten Sie maßhalten«, rät der HNO-Arzt. Zwar können ätherische Öle anfangs Viren abtöten, aber im Überschuss greifen sie die Schleimhäute an. Eine Ausnahme sei Salbeitee, der die Schleimhäute pflegt. Junge Hülse Fazit: »Ein Tee hin und wieder ist gut. Aber am besten bei einer Erkältung ist es, stilles Wasser zu trinken.«