Bei Obstipation leiden Betroffene häufig unter einem Gefühl der unvollständigen Entleerung sowie Völlegefühl und leichten Bauchschmerzen. / © Getty Images/Antonio Hugo Photo
Zu wenig, zu selten, zu hart – wenn der Stuhlgang sich akut oder chronisch schwierig gestaltet, fühlen sich Betroffene meist erheblich beeinträchtigt. Während bei einer akuten Verstopfung häufig Veränderungen im Alltag eine Rolle spielen, kommen für anhaltende Beschwerden unter anderem ein ungünstiger Lebensstil, verschiedene Grunderkrankungen und/oder Nebenwirkungen von Pharmakotherapien als auslösende Faktoren infrage. Zu den Grunderkrankungen gehören etwa Morbus Parkinson, Multiple Sklerose oder eine autonome Neuropathie durch einen Diabetes mellitus, zu den Pharmakotherapien unter anderem Opioide, Anticholinergika oder Antihypertensiva.
Rund 20 Prozent der Bevölkerung sind in Deutschland von Obstipation betroffen; die Dunkelziffer ist hoch. Frauen sind mit einem Anteil von rund zwei Dritteln deutlich häufiger betroffen als Männer. Das Risiko steigt außerdem mit dem Alter. Eine chronische Obstipation liegt vor, wenn die Beschwerden seit mindestens drei Monaten bestehen und der Beginn der Symptomatik vor Diagnosestellung mindestens sechs Monate zurückliegt.
Ballaststoff-Präparate stellen laut Leitlinie die erste Strategie dar, wenn es um die Behandlung einer chronischen Verstopfung geht. Zu diesen gehören beispielsweise Flohsamenschalen (etwa Mucofalk®) oder Leinsamen (etwa Linusit®). Ballaststoffe erhöhen die Stuhlmenge und den Darmtransit; sie verbessern – unter anderem durch die Bindung von Wasser – außerdem die Stuhlkonsistenz. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene eine tägliche Ballaststoffzufuhr von mindestens 30 g. Apothekenkunden und Patienten, deren Ernährung bisher arm an Ballaststoffen war, sollten die Zufuhr mit einer geringen Menge beginnen und diese langsam steigern, da es andernfalls zu Blähungen kommen kann. Versucht werden können außerdem Prä- und Probiotika; eine Empfehlung für einen bestimmten Bakterienstamm gibt die Leitlinie aufgrund der heterogenen Studienlage nicht.
Insbesondere bei Patienten mit bestimmten Grunderkrankungen und/oder Pharmakotherapien sowie bei Patienten mit eingeschränkter Beweglichkeit/Mobilität – etwa bei Bettlägerigkeit oder Gehbehinderung/Rollstuhl – kommen Maßnahmen wie eine erhöhte Ballaststoff-Zufuhr und Trinkmengen sowie mehr Bewegung häufig an ihre Grenzen oder können krankheitsbedingt nicht umgesetzt werden. Dann können Laxanzien zum Einsatz kommen. Als Mittel der ersten Wahl nennt die Leitlinie Macrogole (etwa Movicol®), Natriumpicosulfat (etwa Laxoberal®) und Bisacodyl (etwa Dulcolax®).
Macrogole stehen als elektrolytfreie und elektrolythaltige Präparate zur Auswahl. Bei der Anwendung als Laxans sind beide gleich wirksam, der Zusatz von Elektrolyten ist daher nicht erforderlich. Die elektrolytfreie Variante schmecke zudem weniger schlecht, so die Leitlinie. Macrogole binden Wasser im Darm und werden selbst nicht abgebaut. Sie erhöhen so das Stuhlvolumen und die Stuhlfrequenz; Bauchschmerzen und Blähungen treten praktisch nicht auf. Anwender sollten jedoch wissen, dass die Wirkung erst nach 24 bis 48 Stunden eintritt.
Natriumpicosulfat und Bisacodyl wirken antiresorptiv und hydragog sowie stimulierend auf die Darmperistaltik. In Studien erwiesen sie sich auch effektiv bei Patienten, die auf Macrogole nicht angesprochen haben. Allerdings kann es aufgrund der Anregung der Darmmotilität zu krampfartigen Beschwerden kommen. Die Wirkung von Natriumpicosulfat und Bisacodyl tritt bei peroraler Anwendung nach sechs bis zwölf Stunden ein. Sie können daher für einen morgendlichen Stuhlgang am Abend zuvor eingenommen werden.
Für die drei genannten Laxanzien gilt: Sie können auch während der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Und: Auch bei dauerhaftem bestimmungsgemäßem Gebrauch wurden keine Gewöhnungseffekte oder Elektrolytverschiebungen beobachtet.
Mitunter wird jedoch eine rasche Defäkation gewünscht. Dann eignen sich Bisacodyl-Zäpfchen. Anders als bei oralen Darreichungsformen tritt bei ihnen die Wirkung nach circa 20 Minuten (in Einzelfällen nach 45 Minuten) ein. Rasch wirksam sind außerdem Zäpfchen, die Kohlendioxid freisetzen (etwa Lecicarbon®). Auch Glycerol (etwa Glycilax®) oder Sorbitol (etwa Microlax®) können dann eingesetzt werden.
Nicht angewendet werden dürfen Laxanzien unter anderem bei Verdacht auf einen Darmverschluss sowie bei starken, akuten Bauchschmerzen mit und ohne Fieber oder weiteren Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen. Hier besteht unter anderem der Verdacht auf eine akute Appendizitis. Sie sind – ebenso wie Patienten mit entzündlichen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder einem Verdacht darauf – an einen Arzt zu verweisen.