Heumann und Ratiopharm wollen zeitnah liefern |
Daniela Hüttemann |
01.02.2024 12:30 Uhr |
Ende vergangener Woche hieß es auf Nachfrage der Pharmazeutischen Zeitung beim Bundesgesundheitsministerium, der Versorgungsengpass solle zeitnah festgestellt werden. Das ist bis heute nicht passiert. / Foto: Getty Images/Towfiqu Barbhuiya/EyeEm
Bereits im November hatten die Fachgesellschaften Alarm geschlagen, dass es deutliche Versorgungsengpässe bei Medikamenten mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovir gibt, bekannt geworden unter dem Markennamen Truvada®. Die Wirkstoffe werden sowohl zur Behandlung einer HIV-Infektion gebraucht, vor allem aber wird die Kombitablette zur Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) von Menschen mit hohem Ansteckungsrisiko dauerhaft eingenommen. In Deutschland betrifft dies nach RKI-Angaben rund 40.000 Personen.
Die Lage hatte sich im Dezember und Januar noch einmal deutlich verschärft. Es drohten Behandlungsumstellungen; gemäß einer Umfrage unter HIV-Schwerpunktpraxen mussten PrEP-Nutzende die regelmäßige Einnahme unterbrechen. Der Schaden sei groß, ein Anstieg der Neuinfektionen unter diesen Umständen unvermeidlich, hieß es von der dagnä, der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin.
Ende vergangener Woche hieß es auf Nachfrage der Pharmazeutischen Zeitung beim Bundesgesundheitsministerium, der Versorgungsengpass solle zeitnah festgestellt werden. Das ist bis heute nicht passiert.
Dafür teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte jetzt mit, die Hersteller Ratiopharm und Heumann hätten bestätigt, sehr kurzfristig erhebliche Warenkontingente für den Markt zur Verfügung zu stellen. Die zu erwartenden Warenmengen entsprächen einem Bevorratungszeitraum von mehr als drei Monaten. Die Verfügbarkeit Emtricitabin/Tenofovir-haltiger Arzneimittel werde sich dadurch bereits in wenigen Tagen deutlich stabilisieren. Das Gros der Lieferengpässe war zuletzt bis März beziehungsweise April prognostiziert worden.
Vergangene Woche hatte das BMG gegenüber der PZ mitgeteilt: »Aktuell bieten 20 pharmazeutische Unternehmen die genannte Arzneimittelkombination in Deutschland an, davon allerdings nur vier Unternehmen mit größeren Warenmengen. Bei drei Anbietern mit einem Marktanteil von zusammen 70 Prozent sind Lieferengpässe gemeldet.« Gründe für die Engpässe seien laut der Hersteller Probleme und Verzögerungen bei der Herstellung sowie eine erhöhte Nachfrage.