Herzinsuffizienz mit pDL begleiten |
Carolin Lang |
30.09.2024 16:20 Uhr |
Diuretika seien zwar nicht »per se lebensverlängernd«, aber erforderlich, um die Symptomatik zu kontrollieren. Für Apotheker wichtig zu wissen sei, »dass gerade bei schwerer Herzinsuffizienz die Diuretika-Dosierung immer etwas ist, das es anzupassen gilt«. Er appellierte, Patienten, die zu hydropischer Dekompensation – also Überwässerung – neigen, zu einer täglichen Gewichtskontrolle inklusive Dokumentation nach dem ersten Stuhlgang am Morgen zu ermutigen. Eine plötzliche Gewichtszunahme von zwei bis drei Kilo gerade bei älteren Patienten deute auf ein Flüssigkeitsproblem hin. »Wir müssen die Patienten darüber aufklären«, unterstrich Laufs.
Während zwei, drei zusätzliche Kilos durch eine Anpassung der Diuretika-Dosierung in der Regel ambulant in den Griff zu bekommen seien, sei eine stationäre Krankenhausaufnahme bei vier bis sechs Kilo manchmal nicht zu vermeiden. Doch er betonte: »Unser Ziel muss es sein, die Patienten aus dem Krankenhaus herauszuhalten.«
Zusätzlich gebe es für spezielle Situationen weitere Therapieprinzipien sowie Reservemedikamente, etwa Ivabradin oder Digitoxin.
Auch in puncto Bewegung habe sich die Sichtweise bei Herzinsuffizienz geändert, berichtete Laufs. Nach der modernen Kardiologie werde diese in allen Stadien therapeutisch eingesetzt – mit Einschränkungen und Ausnahmen wie der akuten Myokarditis, bei der körperliche Bewegung kontraindiziert ist.
Seit wenigen Jahren neu bei Herzinsuffizienz mit erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion (HFpEF) seien zudem positive Studiendaten zu drei Medikamentenklassen: die SGLT-2-Inhibitoren Empagliflozin und Dapagliflozin, der GLP-1-Rezeptor-Agonist Semaglutid bei adipösen Patienten und Finerenon als nicht steroidaler selektiver Antagonist des Mineralocorticoid-Rezeptors.
Die medikamentöse Therapie sollte für die Patienten so einfach wie möglich gestaltet werden, machte Schulz weiter deutlich. »Erster Punkt dabei ist, unwichtige oder weniger wichtige, nicht prognoseverbessernde Medikation absetzen – auch und vor allem in der Selbstmedikation.« Von unnötigem Tablettenteilen riet er ab, stattdessen sollte auf passende Dosisstärken zurückgegriffen werden. Auch lang wirksame Arzneistoffe, Retard-Formulierungen oder fixe Kombinationspräparate könnten sich anbieten.
Für die Medikationsberatung appellierte er dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es gelte zu prüfen: »Was könnte fehlen, was könnte entfallen?« Daneben sollten die Verträglichkeit der Medikation, die Symptomatik und die Adhärenz in den Blick genommen und Punkte zum Selbstmanagement der Herzinsuffizienz, zum Beispiel das tägliche Wiegen, adressiert werden. Schlussendlich gelte es, den Medikationsplan zu aktualisieren. »Der Überblick über die Gesamtmedikation ist extrem wertvoll«, so Schulz.