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Hepatitis-Infektionen

Heilungschance ist Typsache

Bei der Entwicklung von neuen Arzneistoffen gegen Virushepatitiden stand noch vor wenigen Jahren die Hepatitis C im Fokus. Weil dagegen inzwischen sehr gute Wirkstoffe zur Verfügung stehen, richtet sich die Aufmerksamkeit jetzt vor allem auf die Typen B und D. Kann auch hier bald von einer Heilung die Rede sein?
Michelle Haß
24.01.2020  12:30 Uhr

»Die Therapie der Hepatitis-C-Infektion ist inzwischen kein Problem mehr«, sagte Professor Dr. Eckart Schott, Chefarzt der Gastroenterologie, Hepatologie und Diabetologie des Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin, beim Pharmacon-Kongress in Schladming. Im Moment bestehe die eigentliche Herausforderung darin, behandlungsbedürftige Patienten zu finden. Mit den direkten antiviralen Agenzien (DAA), die seit 2014 zur Verfügung stehen, können inzwischen 95 Prozent der Patienten, die mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert sind, geheilt werden. Die Prävalenz sinkt und liegt laut Schott derzeit in Deutschland bei rund 0,6 Prozent.

Unterdessen seien Infektionen mit dem Hepatitis-B- und -D-Virus (HBV und HDV) in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Beide können ebenso wie die HCV-Infektion chronisch verlaufen, sind jedoch bislang noch nicht heilbar. HBV gehört als einziges Hepatitis-Virus zu den DNA-Viren. Diese seien in der Regel viel komplexer als RNA-Viren, so Schott. Weil sie ihre DNA in das Wirtsgenom integrieren, verbleibe es lebenslang im Körper. »Aus diesem Grund kann bisher keine echte Heilung der B-Hepatitis erzielt werden.« Zurzeit gebe es zwei Behandlungsansätze: Polymerase-Inhibitoren unterdrückten durch Hemmung der reversen Transkription das Virus und Interferon α stimuliere die körpereigene Abwehr und generiere so eine Immunantwort.

Seit einigen Jahren werden neue Therapieoptionen entwickelt, die nach Einschätzung von Schott vielversprechend sind. »Mit diesen neuen Substanzen ist vielleicht in Zukunft eine funktionelle Heilung möglich«, machte er deutlich. Diese sei durch eine dauerhafte Immunkontrolle und den Verlust des sogenannten Hepatitis-B-Surface-Antigens (HBsAg) charakterisiert. Letzteres ist ein Hüllprotein des HBV und in der Regel der erste serologisch nachweisbare Marker einer HBV-Infektion.

Zu den in der Entwicklung befindlichen Substanzklassen gehören laut Schott small interfering RNA (siRNA), die die Proteinbiosynthese viraler Bestandteile hemmt, Kapsidinhibitoren sowie Entryinhibitoren. Studien mit entsprechenden Arzneistoffkandidaten hätten teilweise eine gute Wirksamkeit gezeigt. Für Myrcludex-B (Bulevirtid), einen Vertreter der Entryinhibitoren, sei 2020 eine Zulassung zu erwarten.

Niemals allein

»Die chronische Hepatitis D ist fast gar nicht behandelbar und die schwerste Form der Virushepatitiden«, verdeutlichte Schott. Überspitzt könne man sagen, dass D für Devil steht. Schon bei jungen Menschen führe sie zu einer Leberzirrhose und mache früh eine Transplantation notwendig. Auf die bisherige Standardtherapie mit Interferon α sprächen gerade einmal 25 Prozent der Patient an. Eine Besonderheit des HDV stelle jedoch einen möglichen Therapieansatz dar: Eine HDV-Infektion geht immer mit einer HBV-Koinfektion einher, da das HDV das HBsAg zur vollständigen Vermehrung benötigt. »In Zukunft wird das Ziel auch der HDV-Therapie sein, das B-Virus und damit das HBsAg zurückzudrängen«, sagte Schott.

Das Hepatitis-A-Virus (HAV) ist in den letzten Jahren etwas in Vergessenheit geraten. Doch das Risiko für Neuinfektionen steige, denn »die Seroprävalenz von HAV-Antigenen ist inzwischen so gering, dass praktisch keine Kohortenimmunität mehr besteht«, erklärte Schott. Durch eine Postinfektionsprophylaxe mittels aktiver Immunisierung könne das Infektionsrisiko um 97 Prozent gesenkt werden. Schott bezeichnete dieses Vorgehen als sinnvoll, gerade in Gebieten mit HAV Ausbrüchen.

Beim Hepatitis-E-Virus (HEV) werden verschiedene Genotypen unterschieden. In Deutschland ist vor allem der Genotyp 3 verbreitet, der sich bevorzugt über rohes Schweinefleisch auf den Menschen überträgt. Oft verlaufe eine Infektion asymptomatisch, doch gerade bei Immunsupprimierten können sie sich neurologisch manifestieren, so Schott. Zwar gebe es einen Impfstoff gegen HEV in Asien, doch dieser sei in der Europäischen Union nicht erhältlich.

 

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