| Melanie Höhn |
| 18.05.2022 11:00 Uhr |
Weiterhin ging Stamm-Fibich auf die finanzielle Lücke in der GKV ein. »Das jetzt aber alleine auf die Arzneimittelindustrie zu stützen, wäre falsch«, sagte sie. Es müsse mindestens einen »Vierklang« geben, mit dem die GKV stabilisiert werden könne. »Eine Verlängerung des Preismoratoriums würde niemanden erschrecken«, erklärte sie. BAH-Hauptgeschäftsführer Hubertus Crantz widersprach ihr in diesem Punkt: »Das Preismoratorium erschreckt uns schon«, sagte er. Er betonte, mit welchen Problemen die Pharmaindustrie derzeit zu kämpfen habe. Für viele Hersteller sei das neue Inflationsniveau dramatisch, außerdem bereiten die Kostensteigerungen bei Vorprodukten Probleme. Auch CDU-Politiker Tino Sorge kritisierte, dass über Arzneimittelpreise immer wieder nicht ehrlich diskutiert werde. Was das GKV-FinStG angehe, finde er es nicht hilfreich, dass man angesichts der erwartbaren Lücke Vorschläge mache, die den Standort Deutschland in Misskredit bringen. Seiner Meinung nach sei das nichts, was »Hand und Fuß« habe.
Antje Haas, Leiterin der Abteilung Arznei- und Heilmittel beim GKV-Spitzenverband, wünschte sich, dass bei der Diskussion um Einsparungen über drei Elemente geredet werden: Wie gehen wir mit vorhandenen Engpässen um? Wie vermeiden wir Lieferengpässe? Werden Pflichten etabliert, die Produktion zu diversifizieren? Sie sieht den Arzneimittelstandort Deutschland nicht in Gefahr und weist die Forderung zurück, die Produktion wieder nach Europa zu verlagern. Mehrfachvergaben bei Rabattverträgen lehnt sie ab. Auch die nötige Balance im Blick zu behalten, darauf wies Dorothee Brakmann, hin. »Jeder muss seinen Anteil tragen«, sagte sie. Ihrer Meinung nach sollten drei Kriterien in Bezug auf ein leistungsfähiges Gesundheitssystem in den Fokus rücken: Es müssen genug Innovationsanreize geschaffen, auf die Bezahlbarkeit geschaut und der Schnellzugang der Patienten zur GKV-Leistung beibehalten werden.