Hannes Müller – Ein Apotheker für die Grünen |
Im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung erklärt Hannes Müller, Mitglied des Geschäftsführenden BAK-Vorstands, warum er für die Grünen kandidiert (Archivfoto). / Foto: PZ/André Wagenzik
Am 13. September werden die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger des bevölkerungsreichsten Bundeslandes zur Wahlurne gebeten. Bei den Kommunalwahlen werden eine große Anzahl von regionalen Parlamenten und Versammlungen gewählt. Vielerorts geht es auch um Bürgermeisterwahlen, außerdem soll im Ruhrgebiet erstmals ein »Ruhrparlament« zusammenkommen.
Auch in der nördlich des Ruhrgebiets gelegenen Stadt Haltern am See wird gewählt, unter anderem soll der Stadtrat neu besetzt werden, der unter anderem über die Verwendung der Steuern in der Kommune bestimmt. Derzeit zählt der Stadtrat in Haltern (etwa 37.000 Einwohner) 44 Abgeordnete, die größte Fraktion stellt die CDU, die Grünen steuern sieben Abgeordnete bei.
Geht es nach Apotheker Hannes Müller, soll sich der Einfluss der Grünen im Regionalparlament aber vergrößern. Denn Müller kandidiert am kommenden Wochenende auf Listenplatz 2 der Grünen in Haltern am See. Mit Blick auf die allgemeinen Umfragewerte der Grünen auf Bundes- und Landesebene und den recht hohen Listenplatz ist der Einzug in den Stadtrat für den 33-jährigen Pharmazeuten gar nicht so unwahrscheinlich.
Hannes Müller ist im Apothekerlager recht bekannt. Denn seit dem vergangenen Jahr ist er Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der Bundesapothekerkammer – eines der wichtigsten Gremien der Apothekerschaft. Nachdem Wolfgang Pfeil vergangenes Jahr ausgeschieden war, wurde Müller im Juni 2019 in den BAK-Vorstand gewählt. Aber auch schon in den vorangegangenen Jahren hatte sich Müller einen Namen in der Apothekerschaft gemacht: 2011 approbierte er an der Uni Münster. Nur drei Jahre später wurde er in die Kammerversammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) gewählt, 2014 rückte er dort in den Vorstand vor. Zwischen 2008 und 2010 war Müller bereits Präsident des Bundesverbandes der Pharmaziestudenten.
Doch die Berufspolitik scheint dem inzwischen promovierten Apotheker nicht zu genügen – nun also die Kandidatur für die Grünen. Im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung erklärte Müller, welche politischen Ziele er mit seinen Parteikollegen in Haltern verfolgt: »In Nordrhein-Westfalen sind viele Kommunen stark verschuldet. Dies betrifft auch Haltern am See. Daher haben wir in den letzten Jahren zusätzliche Unterstützung vom Land erhalten. In der kommenden Wahlperiode läuft diese Unterstützung aus, daher wird uns weniger Geld zur Verfügung stehen. Deshalb ist es wichtig, den Haushalt gut zu planen. Wir brauchen solide Finanzen, das hat erste Priorität auch für die Grünen im Stadtrat Haltern. Natürlich wollen auch wir in Haltern ökologisch sinnvoll und nachhaltig investieren, beispielsweise in erneuerbare Energien. Aber wir dürfen nicht zu viele Schulden machen und diese Last den nachfolgenden Generationen übergeben.«
Müller fügte hinzu, dass er erst seit dem vergangenen Jahr Parteimitglied sei. Warum er sich für die Grünen entschied, erklärt der Pharmazeut so: »Letztlich hat mich die derzeitige Stimmung im Land veranlasst, politisch aktiv zu werden. Ich wollte mir den steigenden Einfluss von Rechtsextremisten wie der AfD nicht länger tatenlos anschauen, sondern selbst unsere Demokratie unterstützen. Es ist eine Sache, sich nur über Dinge zu beschweren. Mir ist es aber wichtig selbst mitzugestalten. Ich bin ja auch in der Berufspolitik aktiv und versuche dort, meine Ansichten in die Gestaltung des Apothekerberufs einzubringen.«
Nun haben die Apotheker und die Grünen ja eine gemeinsame Geschichte – das Verhältnis ist aufgrund der apothekenpolitischen Positionierungen der Grünen nicht immer leicht gewesen. Beispielsweise brachten die Grünen vor vielen Jahren die Aufhebung des Fremdbesitzverbotes in den Bundestag ein, in den vergangenen Jahren setzten sie sich für die Aufweichung der Rx-Preisbindung ein. Hannes Müller ist sich dieser Meinungsunterschiede bewusst. In seinem politischen Handeln wolle er sich aber nicht nur auf die apothekenpolitischen Standpunkte einer Partei reduzieren.
Wörtlich erklärte er dazu: »Ich denke, dass es in unserer Gesellschaft derzeit nicht nur Probleme in der Apothekenpolitik gibt, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Bei den Grünen war die Schnittmenge mit meinen persönlichen politischen Meinungen einfach am größten. Ich denke, dass es schwer ist eine Partei zu finden, die zu 100 Prozent passt. Und übrigens gilt auch hier: Mitgestaltung ist besser als sich nur über die Grünen Positionen zu beschweren. Als Mitglied werde ich natürlich versuchen, die Haltung meiner Partei in dieser Hinsicht zu beeinflussen.«
Erst zuletzt hatte die Grünen-Bundestagsfraktion mit einem Beschluss überrascht, der auch für die Apotheker relevant ist. Die Fraktion will sich für eine neue Digitalsteuer für internationale Internetkonzerne einsetzen und den Vor-Ort-Handel auch aufgrund der Coronavirus-Krise unterstützen. Auch Müller findet, dass sich in diesem Bereich »viel tut« bei den Grünen. »Gerade die Coronakrise hat meines Erachtens dazu geführt, dass die Bedeutung des Vor-Ort-Handels wieder klarer erkannt wird«, so der Apotheker.