Häufig aufgetischt, selten gesund |
Nach Angaben der DGE dominieren stark verarbeitete Lebensmittel vor allem in Ländern mit hohen Einkommen immer stärker. Sie verdrängten mehr und mehr eine Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln und frisch zubereiteten Speisen. In Deutschland machten sie nach der letzten Nationalen Verzehrstudie Anfang der 2000er-Jahre rund die Hälfte der gesamten Energiezufuhr aus. Aktuellere Zahlen gibt es nicht, es wird von einer zunehmenden Tendenz ausgegangen.
Beim Griff ins Lebensmittelregal sollte man genau auf die Zutatenliste der Produkte schauen, rät Christiane Seidel vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Als Faustregel gelte: «Je kürzer die Zutatenliste, desto besser.» Auch hochverarbeitete Lebensmittel, die mit Vorteilen wie «proteinreich» oder «zuckerarm» beworben würden, seien nicht automatisch gesund. «Es kommt drauf an, was in der Gesamtschau drin ist.»
Ungeklärt sei, welche Schadstoffe aus den Verpackungen womöglich ins Lebensmittel übergehen können. Vor allem aber sieht Seidel den breiten Einsatz von Zusatzstoffen kritisch. Man kenne hier längst nicht alle womöglich negativen Folgen, es bestehe Forschungsbedarf. Ernährungswissenschaftlerin Hieronimus sagt, es würden zwar nur zugelassene Stoffe eingesetzt. Aber wie sich deren Mischung gesundheitlich auswirke – Stichwort «Cocktail-Effekt» – sei noch ungewiss.
UPF-Produkte sind praktisch überall erhältlich, meist erschwinglich, lange haltbar und verzehrfertig oder nur aufzuwärmen, wie Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in Bonn erläutert. Die UPF seien schmackhaft, bequem und zeitsparend. UPF sind aus Sicht der Hersteller profitabel, weil laut DGE häufig (wenn auch nicht immer) billige Zutaten verwendet werden. Nachfrage und Absatz sind groß.
Zur Schattenseite gehöre: Das Lebensmittel verliere mit jedem Verarbeitungsschritt einen Teil seiner Nährstoffe und gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffe. «Je weniger verarbeitet und frischer ein Lebensmittel ist, desto besser», unterstreicht Seitz.
Nährwertangaben des Nutri-Score auf den Verpackungen könnten Verbraucherinnen und Verbrauchern hilfreiche Hinweise geben, sagt Bettina Hieronimus. Nicht oder wenig verarbeitete Lebensmittel seien vorzuziehen. Und: «Selber kochen ist am besten.»