Hälfte der Gewinnmarge geht an die Apotheken |
Ev Tebroke |
17.09.2025 16:00 Uhr |
Apothekerin Anke Rüdinger, Vize-Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), begrüßte die geplante Rücknahme der Skonto-Deckelung. »Momentan ist das eine große Erleichterung.« Die Ertragsverluste für Apotheken durch die Deckelung bezifferte sie auf monatlich zwischen 500 bis 3000 Euro. »Das tut schon weh.« Rüdinger unterstrich aber auch: »Apotheken sollten ohne Skonti und Rabatte überleben können.« Vor dem Hintergrund der derzeitigen wirtschaftlich schlechten Rahmenbedingungen ist dies allerdings schwierig. Rüdinger zufolge hätte das BGH-Urteil den Apotheken nicht nur die Skonti des Großhandels beschnitten, sondern auch die der anderen Lieferanten.
Die Politik setze darauf, dass sich die Branche wieder irgendwie untereinander arrangiere, kritisierte Sven Simons, Marketing-Chef von Phoenix Deutschland, mit Blick auf die Absage auf eine Honorarerhöhung für Apotheken. Gleichzeitig sei es aber notwendig, politisch aktiv zu werden, angesichts der Offensiven von Versendern und auch Drogeriemärkten wie dm, die nun in den Apothekenmarkt drängten. »Wir lassen gemeinsam zu, dass auf der Ertragsseite attraktive Umsätze systematisch weiter den Markt verlassen«, so Simons. Aktuell gehe noch sehr viel OTC über die EU-Versender. Beim Drogeriekonzern dm sei perspektivisch auch der Markt der verschreibungspflichtigen Arzneimittel im Blick. Diese attraktiven Umsätze seien schließlich Ertrag für Großhandel und Apotheken. Hier sei ein stärkeres Miteinander nötig, um sich besser zu positionieren: Einerseits die Skonto-Entscheidung umzusetzen und andererseits dafür zu sorgen, dass attraktive Umsätze wieder stärker in der Apotheke vor Ort bleiben, so Simons.
Was das Thema Versandhandel betrifft, so hätten sich sowohl die Apotheken- als auch die Großhandelsseite klarere Leitplanken von der Politik gewünscht. Rüdinger zeigte sich enttäuscht von Warkens Vorhaben, lediglich bestehende Gesetze und Sanktionsmöglichkeiten auszuschöpfen, um die aggressive Rx-Boni-Praxis der EU-Versender einzudämmen, sowie die Einhaltung der Liefersicherheit von Medikamenten zu gewährleisten. »Hier fand ich die Politik sehr unscharf.« Rüdinger hofft aber nun auf den weiteren politischen Prozess: »Bislang sind es ja nur Eckpunkte. Wir müssen nun auf den Austausch setzen und klarmachen, dass es nicht nur um Temperaturkontrolle geht, sondern um die Einhaltung von Liefersicherheit.«