In einer Pressemitteilung teilt auch die Apothekerkammer Hamburg ihre Kritik am Kabinettsentwurf der Apothekenreform mit. »Der Entwurf verkennt die angespannte Lage der Apotheken. Das Ausbleiben der Honorarerhöhung seit dem Jahr 2013 ist für viele Apotheken auch in Hamburg angesichts der seither immens gestiegenen Kosten nicht länger tragbar«, so Holger Gnekow, Präsident der Kammer.
Laut der Kammer enthalten der Kabinettsentwurf und der Verordnungsentwurf Regelungen, die bereits von der Apothekerschaft kritisch eingeordnet wurden. Die PTA-Vertretungsregelung, eine geringere Ausstattung von Apotheken sowie die Ausweitung von Zweigapotheken würden die bewährten Strukturen der Arzneimittelversorgung durch die Apotheken vor Ort infrage stellen. Dadurch würde der Marktzutritt für branchenfremde Anbieter und Ketten erleichtert und die Qualität der Arzneimittelversorgung würde sich verschlechtern.
»Apotheken sind in Notfällen sowie in der Notdienstversorgung erste Anlaufstelle für die Patienten und übernehmen schon heute viele Aufgaben einer Primärversorgung. Voraussetzung dafür ist aber, dass all dies fair honoriert wird, um Apotheken ein wirtschaftlich stabiles Fundament zur Erfüllung dieser Aufgaben zu geben«, so Gnekow.
Auch die Apothekerkammer Niedersachsen teilt in einer Pressemitteilung mit, dass sie Regelungen wie die stundenweise Vertretung durch PTA, die Ausweitung von Zweigapotheken, liberalisierte Öffnungszeiten und eine verminderte Ausstattung von Apotheken nicht als Flexibilisierung, sondern als Qualitätsabbau und Einladung für branchenfremde Anbieter sieht.
»Die Apothekerinnen und Apotheker sind bereit, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen, etwa im Bereich der pharmazeutischen Dienstleistungen, der Prävention und der patientennahen Beratung. Voraussetzung dafür ist, dass neue Aufgaben auf einem wirtschaftlich stabilen Fundament stehen und fair vergütet werden«, so Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen.
Die Apothekerschaft werde sich beim Gesetzgebungsverfahren konstruktiv einbringen, um die bewährten Strukturen des flächendeckenden Apothekennetzes zu erhalten. »Ziel sind verlässliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die es den Apotheken ermöglichen, ihre gesetzlich übertragene Aufgabe dauerhaft, qualitätsgesichert und mit hoher pharmazeutischer Kompetenz zu erfüllen – im Alltag ebenso wie als verlässliche Struktur in Krisensituationen.«
Auch der Thüringer Apothekerverband hat die Entwicklungen in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung kritisiert. Außerdem haben mehrere Kammern und Verbände bereits kritische Stellungnahmen zur Reform abgegeben.