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EMA
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Grünes Licht für mRNA-basierten RSV-Impfstoff

Neuigkeiten zur RSV-Prophylaxe: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat den mRNA-Impfstoff mResvia® von Moderna zur Zulassung empfohlen. Zudem empfiehlt die Behörde für die passive Immunisierung mit Nirsevimab (Beyfortus®) eine Indikationserweiterung.
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 28.06.2024  16:00 Uhr

Der erste mRNA-basierte Nicht-Covid-19-Impfstoff hat von der EMA eine Zulassungsempfehlung erhalten. Der Impfstoff mResvia® (mRNA-1345) des US-Unternehmens Moderna soll Ältere vor Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) schützen. Das teilte die EMA heute mit. Das Produkt ist zur aktiven Immunisierung von Personen ab 60 Jahren vorgesehen. Es wäre der dritte RSV-Impfstoff, der innerhalb von 13 Monaten in der EU zur Zulassung kommen könnte. Im vergangenen Jahr kamen die beiden Proteinimpfstoffe Arexvy® von Glaxo-Smith-Kline und Abrysvo® von Pfizer auf den Markt. Beide enthalten das in der Präfusionskonformation stabilisierte RSV-Glykoprotein (PreF) als Impfantigen.

Auf diesem Antigen basiert auch der mRNA-Impfstoff von Moderna: Er enthält einzelsträngige, mit einer 5'-Kappe versehene mRNA, die für PreF kodiert. Das präfusionierte F-Protein ist das Ziel von neutralisierenden Antikörpern, die den Schutz gegen RSV-assoziierte Atemwegserkrankungen vermitteln. Wie bei den bekannten Coronaimpfstoffen auf mRNA-Basis enthält mResvia den Bauplan für das Impfantigen PreF, das in Körperzellen gebildet wird und die Produktion von neutralisierenden Antikörpern und antigenspezifische zelluläre Immunantworten stimuliert. mResvia wird als Dispersion zur Injektion erhältlich sein, informiert die EMA. Erst vor vier Wochen hatte der mRNA-Impfstoff eine Zulassung in den USA erhalten.

Grundlage der Zulassungsempfehlung sind Daten aus der Studie ConquerRSV, in die etwa 35.500 Menschen im Alter ab 60 Jahren eingeschlossen waren und die im »New England Journal of Medicine« publiziert wurden. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 3,7 Monaten zeigte sich eine Wirksamkeit des Impfstoffs gegen RSV-Erkrankungen der unteren Atemwege von 83,7 Prozent; nach 8,6 Monaten lag die Wirksamkeit bei 63,3 Prozent. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Myalgie und Arthralgie.

Nirsevimab jetzt auch im zweiten Lebensjahr

Zudem hat sich die EMA zu dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab (Beyfortus) von Sanofi, der zur passiven Immunisierung von Säuglingen zum Schutz vor RSV-Erkrankungen der unteren Atemwege zugelassen ist, geäußert: Sie empfiehlt eine Indikationserweiterung. Während das Präparat bisher zur Immunisierung von Neugeborenen und Säuglingen in ihrer ersten RSV-Saison zugelassen war, soll es nun auch Kindern bis zum Alter von 24 Monaten zur Verfügung stehen, wenn für diese auch in der zweiten RSV-Saison noch ein erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungen besteht.

Erst gestern hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) erstmals eine Empfehlung zu Nirsevimab ausgesprochen. Die Kommission empfiehlt demnach allen Neugeborenen und Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison eine Prophylaxe mit Nirsevimab zum Schutz vor schweren Atemwegsinfektionen. Dadurch sollen insbesondere RSV-bedingte Krankenhausaufenthalte und Todesfälle sowie stationäre und ambulante Versorgungsengpässe verhindert werden. Säuglinge, die in einer RSV-Saison (in der Regel zwischen Oktober und März) geboren werden, sollten das Antikörperpräparat möglichst rasch nach der Geburt, wenn möglich noch vor Entlassung aus dem Krankenhaus, erhalten. Säuglinge, die zwischen April und September geboren werden, sollten im Herbst vor Beginn der Saison immunisiert werden, heißt es von der STIKO.

Eine Empfehlung zur maternalen Impfung mit Abrysvo, die auch dem Schutz der Neugeborenen dient, sprach die Kommission nicht aus, da hierfür die Datenlage bislang nicht aus.

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