Grünen Star früher erkennen |
Daniela Hüttemann |
21.05.2024 14:30 Uhr |
Eine Augeninnendruckmessung wird derzeit nur bei Glaukom-Verdacht auf GKV-Kosten durchgeführt. Als Früherkennung ist sie eine Selbstzahlerleistung. / Foto: Getty Images/RossHelen
»Mit Glaukom bezeichnet man gleich eine ganze Gruppe von Augenerkrankungen, bei denen meist der Augeninnendruck erhöht oder auch die Durchblutung gestört ist und dadurch der Sehnerv geschädigt wird«, erklärte Professor Dr. Norbert Pfeiffer, Vorstandsmitglied der Stiftung Auge und Direktor der Augenklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, kürzlich bei einer Pressekonferenz der Stiftung Auge.
Glaukome seien in Deutschland die häufigste Ursache für irreversible Erblindung. Die Prävalenz in der Gesamtbevölkerung liege bei 3 Prozent, steige jedoch mit dem Alter an. Ebenso sind Kurzsichtigkeit und eine familiäre Vorbelastung Risikofaktoren.
Das Problem: Erhöhter Druck im Auge oder auch ein geschädigter Sehnerv schmerzen nicht. Und da unsere Augen beziehungsweise unser Gehirn erste Gesichtsfeldausfälle relativ gut auszugleichen weiß und die Verschlechterung schleichend abläuft, haben viele Betroffene lange Zeit keine Symptome. Daher sei es so wichtig, die Erkrankung früh genug zu erkennen und dagegen anzugehen, in der Regel mit drucksenkenden Augentropfen. »Wenn der Sehnerv einmal stark beschädigt ist, können wir das noch nicht wiederherstellen«, betonte Pfeiffer.
Einfache Sehtests würden die Erkrankung nicht erfassen, da das Zentrum des Sehens erst spät betroffen ist. Und auch nur die Messung des Augeninnendrucks allein reiche nicht aus, so der Referent zur Früherkennung, da es ja auch Glaukom-Formen ohne erhöhten Druck gebe. Hinzu kommt eine augenärztliche Untersuchung des Augenhintergrunds und des Sehnervs.
Derzeit ist die Glaukom-Früherkennungsuntersuchung allerdings eine Selbstzahlerleistung und wird vom sogenannten IGeL-Monitor nicht empfohlen. Man müsse aber aktiv nach einem Glaukom suchen, meint Augenarzt Pfeiffer. In der Gutenberg-Gesundheitsstudie, einer Bevölkerungsstudie mit 17.000 Teilnehmenden an der Universität Mainz, wurden unter anderem Augenuntersuchungen durchgeführt. Dabei seien auch Glaukom-Betroffene identifiziert worden. »51 Prozent der Glaukom-Erkrankten waren sich ihrer Erkrankung gar nicht bewusst«, berichtete Pfeiffer.
Der IGeL-Monitor begründe seine ablehnende Haltung eines bevölkerungsweiten Screenings vor allem mit der Zahl falsch positiver Befunde. Pfeiffer findet es dagegen schlimmer, so viele unentdeckte Fälle in Kauf zu nehmen, und hält ein Screening für sinnvoll. In anderen Ländern seien Glaukom-Screenings bereits etabliert. Pfeiffer rät dazu, sich ab 60 Jahren alle 2,5 Jahre auf ein Glaukom untersuchen zu lassen; bei Risikofaktoren schon früher.