Grünen-Politiker besucht Landapotheke |
Apothekerin Stephanie Rust erläuterte Politiker Konstantin von Notz auch den Aufwand, der für Rezepturen im Allgemeinen und speziell als Ausgleich von Lieferengpässen anfällt. / Foto: Wandels Apotheke
Lokalpolitiker wissen ihre Apotheke vor Ort in der Regel zu schätzen – und auch Bundestagsabgeordneten sollte man die Relevanz der wohnortnahen Arzneimittelversorgung im eigenen Wahlkreis vor Augen führen, denn die für das Apothekensystem wichtigen Entscheidungen werden nun einmal auf Bundesebene getroffen.
Vergangene Woche hatte Apothekerin Stephanie Rust die Chance, Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen) aus dem Landkreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein hinter die Kulissen ihrer Offizin zu führen und ein authentisches Bild der Lage zu vermitteln. Rust ist nicht nur Filialleiterin der Wandels Apotheke in Krummesse, einem Ort mit rund 2700 Einwohnern, sondern auch Mitglied im Vorstand der Apothekerkammer Schleswig-Holstein und Sprecherin der Apotheken des Landkreises. Somit hat sie die Versorgungslage von Krummesse im Norden des Landkreises (wenige Kilometer südlich von Lübeck) bis nach Lauenburg an der Elbe im Blick.
Konstantin von Notz weiß die persönliche Nähe zur Apotheke zu schätzen. / Foto: Wandels Apotheke
Wie überall in der Republik dünnt die Apothekendichte auch hier aus. Das hat Politiker von Notz bereits selbst im Notdienst bemerkt, als er rund 15 km fahren musste. Es sei absolut essenziell, dass die Menschen hier eine funktionierende medizinische Infrastruktur haben, sagte von Notz im Anschluss an die Apothekenführung und meinte damit explizit neben der Landarztpraxis auch die Arzneimittelversorgung.
»Die Versorgung im Notdienst war ihm wirklich ein Anliegen, aber auch die direkte Verfügbarkeit von Medikamenten und Rezepturen«, berichtete Rust nach dem Besuch gegenüber der PZ. Die Apothekerin erklärte dem Abgeordneten, wieso die Apothekerschaft nichts von den Plänen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach hält, auf dem Land »Apotheken light« ohne Rezeptur, Labor oder gar approbiertem Apotheker einzuführen, um die Versorgung zu sichern. »Das klingt zunächst einmal verlockend, doch Apotheke vor Ort steht für Qualität – darauf verlassen sich die Menschen, wenn sie das rote Apotheken-A sehen, da dürfen keine Unterschiede entstehen«, erklärte ihm Rust.
Sie sprach mit von Notz auch über die Honorierung und darüber, was von den sprichwörtlichen »Apothekenpreisen« letztlich hängen bleibt. Anhand der neuesten betriebswirtschaftlichen Zahlen der ABDA und der Treuhand Hannover konnte Rust verdeutlichen, »dass wir uns keine goldene Nase verdienen« und ein Drittel der Apotheken bundesweit derzeit nicht mehr rentabel ist . »Das hat ihn schon beeindruckt«, berichtet Rust.
Wie die »Lübecker Nachrichten« berichten, glaubt der Abgeordnete zwar immer noch, dass Apotheker an guten Standorten mit hoher Kundenfrequenz reich werden können, er hat aber auch verstanden, dass sie in der Fläche permanent um ihre Existenzgrundlage kämpfen. Bleibt zu hoffen, dass von Notz diese Einsicht bei seiner nächsten Reise nach Berlin-Mitte im Hinterkopf behält.