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Apothekerverein Hamburg
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Graue: Apotheken stehen vor gewaltigen Umbrüchen

Ob Globalisierung, Klimawandel, Corona oder Digitalisierung: Die kommende Regierung wird es schwer haben – auch angesichts der Tatsache, dass die »Ära Spahn im Gesundheitswesen eine holprige Schleifspur hinterlässt«, wie Jörn Graue, Chef des Hamburger Apothekervereins, bei der gestrigen Mitgliederversammlung bilanzierte.
AutorKontaktChristiane Berg
Datum 18.11.2021  11:30 Uhr

Graue sprach von einer »erheblichen Sprengkraft« gerade für das Apothekenwesen in der aktuellen Situation. Denn auch und gerade mit dem Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz habe der scheidende Minister eine »existenzielle Schwächung der deutschen Apotheken«  herbeigeführt. Dass die neue gesundheitspolitische Führung den von Spahn eingeschlagenen Kurs beibehält, sei eher unwahrscheinlich, auch wenn sie sich derzeit zu diesem bekenne, so Graue. E-Rezept, pharmazeutische Dienstleistungen, Datenschutz: So oder so seien noch zahlreiche Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen umzusetzen. Graue sprach von vielen »Relikten«, die der scheidende Minister seinen Nachfolgern überlässt.

Auch wenn abzusehen sei, dass das Papierrezept noch geraume Zeit neben dem elektronischen Rezept bestehen bleibe, seien die Apotheker bei dem Übergang von der haptischen in die elektronische Welt und auf die nächste Evolutionsstufe durch Eigenengagement gut aufgestellt, betonte der LAV-Chef. »Wenn Deutschland, verglichen mit vielen anderen Ländern, bei der Digitalisierung eher einen hinteren Platz besetzt, so sind gerade die Apotheken eine Avantgarde, die nicht zuletzt die großen Energiekonzerne weit hinter sich lässt, die noch nicht einmal in der Lage sind, die Energiezähler automatisch abzulesen, was andere Länder schon lange praktizieren«, bemerkte Graue.

Demokratische Spielregeln in Gefahr

Derzeit schössen Plattformen wie »Pilze nach dem Regen aus der Erde«, so Graue weiter. Sie würden allerdings, da sei er sich sicher, früher oder später »von den großen Lehnsherren wie das Espenlaub im Wind hinweggefegt«. Online-Händler und Plattformen, die nach aggressivem Wachstum strebten, erhielten – wenn ihrem Treiben kein Einhalt geboten werde – eine ungeheure wirtschaftliche und für den Patienten gefährliche Vormachtstellung selbst im sensiblen Gesundheits- und Apothekenwesen. »Die demokratischen Spielregeln werden buchstäblich außer Kraft gesetzt«, warnte Graue.

Vor diesem Hintergrund sei es dringend erforderlich gewesen, mit Gründung der »Gesellschaft für digitale Services der Apotheken« (Gedisa) als Portal der Apothekerverbände einen starken Gegenpol zu bilden, der die Digitalisierung im Sinne der Apotheken und der Patienten gestaltet. »Wir müssen alles dafür tun, dass die Apotheke nicht völlig der Fremdbestimmung anheimfällt«, betonte Graue. Insgesamt bahnten sich im Apotheken- und Gesundheitswesen gewaltige Umbrüche an. »Blicken wir auf den wirtschaftlichen Zustand so mancher Apotheken und der sie tragenden Organisationen, so könnte man von einer Dystopie sprechen«, sagte Graue.

In ihrem Bemühen, seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung ihre Unverzichtbarkeit aufzuzeigen, hätten die Apotheken nun unerwartete Hilfestellung »ausgerechnet und paradoxerweise« durch die Corona-Pandemie erhalten. Desinfektionsmittel, Schutzmasken, Corona-Tests, Lieferung der Covid-19-Impfstoffe an die Arztpraxen, Beratung und Information verunsicherter Menschen: Die Vor-Ort-Apotheke habe gezeigt, »dass sie in Krisenzeiten funktioniert und unersetzlich ist«.

Fataler Pandemieverlauf auch wegen falscher Maßnahmen?

Ganz anders sehe es auf der Ebene aus, für die Bund und Länder verantwortlich sind, so Graue. Er verwies unter anderem auf nunmehr geschlossene Impfzentren trotz rasant steigender Inzidenzen, überforderte Hausärzte, erschöpftes Pflegepersonal oder eine desolate Krisen-Kommunikation seitens der Politik. Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der fatale Verlauf der Corona-Pandemie auch falschen politischen Maßnahmen zuzuschreiben sei, hob er zum Schluss seines Berichtes hervor. »Wir haben es derzeit, im zweiten Jahr der Pandemie, möglicherweise mit dem Beginn einer neuen Zeitrechnung zu tun«, konstatierte der LAV-Vorsitzende. »Eine Normalität wie früher wird es lang nicht mehr geben, auch wenn es draußen wieder Kaffee in Kännchen geben wird«, sagte er. Nicht zuletzt aufgrund »horrender finanzieller Aufwendungen« zur Pandemiebekämpfung werde die kommende Koalition große ökonomische Lasten bewältigen müssen.

Der Kassensturz, so Graue, werde »fürchterlich« sein, zumal der Bundesrechnungshof schon jetzt eindringlich darauf verweise, dass sich die Bundesfinanzen in einem kritischen Zustand befinden, und auch die Krankenkassen für das kommende Jahr bereits einen Riesenzuschuss des Bundes einfordern. Eine strikte Prioritätensetzung werde sich als unumgänglich erweisen. Denn: »Geld ist nicht für alle(s) da.«

Mit entsprechender Wertschätzung oder gar Honorierung der Leistungen der Ort-Apotheker werde daher auch zukünftig nicht zu rechnen sein – und das, betonte Graue, obwohl die lokale Apotheke die »letzte Legion« sei, die noch um den Bestand des bestehenden Versorgungsauftrags der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln kämpfe. Wenn der Staat seine Aufgabe nicht wahrnehme, die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch die Ort-Apotheke sicherzustellen, würden »die Reste der Stabilität der Apotheke in Trümmer gelegt«, so Graues Prognose.

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