Gesundheitskosten treiben Milliarden in die Armut |
Lukas Brockfeld |
12.12.2024 16:18 Uhr |
Auch in den reichen Industriestaaten ruinieren hohe Gesundheitsausgaben viele Menschen. / © Adobe Stock/Andrey Popov
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hat keinen ausreichenden Zugang zu essenziellen Gesundheitsleistungen. Daher macht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) heute mit dem Universal Health Coverage Day auf die Not dieser Menschen aufmerksam.
Die WHO warnt, dass sich die finanzielle Absicherung im Krankheitsfall für viele Menschen in den vergangenen 20 Jahren verschlechtert habe. Demnach leben heute etwa 1,3 Milliarden Menschen aufgrund ihrer Gesundheitsausgaben in Armut. Weitere zwei Milliarden gerieten zumindest in finanzielle Notlagen.
Für einen erheblichen Teil der Menschheit gehört es also zum Alltag, aus finanziellen Gründen wichtige Behandlungen zu versäumen oder ein Medikament nicht zu bekommen. Das kann schlimme Folgen wie lebenslange chronische Leiden oder einen vorzeitigen Tod haben.
»Eine gesündere Bevölkerung schafft Gemeinschaften, die widerstandsfähiger, produktiver, friedlicher und wohlhabender sind. Gesundheit für alle ist eine Voraussetzung für die Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele«, stellt die WHO auf ihrer Website klar. Trotz zahlreicher politischer Versprechen hätte mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung immer noch keinen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten.
Am 12. Dezember 2012 verabschiedeten die Vereinten Nationen eine einstimmige Resolution, die alle Länder dazu aufforderte, ihren Bürgerinnen und Bürgern eine bezahlbare und hochwertige Gesundheitsversorgung zu bieten. Diese universelle Gesundheitsversorgung ist eines der nachhaltigen Entwicklungsziele, die bis 2030 erreicht werden sollen. Am 12. Dezember sollen die Verantwortlichen in der Politik noch einmal an dieses Ziel erinnert werden.
Eine ungenügende oder unbezahlbare Gesundheitsversorgung ist nicht nur in den sogenannten Entwicklungsländern ein großes Problem. In den USA sorgt aktuell die Ermordung von Brian Thompson für Schlagzeilen. Thompson war Vorstandvorsitzender des Versicherungskonzerns United Healthcare und wurde am 4. Dezember auf offener Straße in New York erschossen.
Die Bluttat wird von vielen Menschen in den sozialen Netzwerken gefeiert. Sie sehen in Thompson die Verkörperung eines dysfunktionalen und viel zu teuren Gesundheitssystems, das jährlich Millionen Menschen in den Ruin treibt. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer teilten ihre negativen Erfahrungen mit der Versicherung. Eine Mutter erklärte beispielsweise auf X, dass United Healthcare einen eintägigen Krankenhausaufenthalt für ihren 12-jährigen Sohn nach einer Herzoperation nicht bezahlen wollte.
Laut einer Umfrage der Kaiser Family Foundation gaben etwa die Hälfte der US-Amerikanerinnen und Amerikaner im Jahr 2024 an, Schwierigkeiten beim bezahlen von Arzt- und Krankenhausrechnungen zu haben. Jeder vierte Befragte sagte, dass er oder sie in den letzten 12 Monaten eine notwendige medizinische Behandlung wegen der Kosten nicht in Anspruch genommen oder aufgeschoben hätte. 21 Prozent erklärten, wegen zu hoher Kosten ein Rezept nicht eingelöst zu haben. Ein ähnlicher Anteil gab an, sich stattdessen für rezeptfreie Alternativen entschieden zu haben.
Noch immer haben Millionen Amerikaner keine Krankenversicherung. Doch auch 41 Prozent der versicherten Erwachsenen machen sich Sorgen, ob sie ihre monatliche Prämie bezahlen können. Ebenfalls 41 Prozent der Befragten gaben an, Schulden aufgrund von Arzt- oder Zahnarztrechnungen zu haben. Menschen mit geringem Einkommen und Minderheiten sind davon überproportional häufig betroffen.