»Gesetzentwurf ist Gift für die Gesundheitsversorgung« |
Der Vorstandsvorsitzende der AVWL, Thomas Rochell, wirft Lauterbach »tiefe Geringschätzung« vor. / Foto: AVWL/Tronquet
»Dieser Gesetzentwurf ist schlicht Gift für die flächendeckende Gesundheitsversorgung der Menschen. Die Art und Weise, wie er – an den Betroffenen vorbei – den Medien gesteckt wurde, ist ein Zeichen tiefster Geringschätzung, die der Minister den Apothekenteams entgegenbringt, und auch ein merkwürdiges Verständnis von Parlamentarismus«, erklärt Thomas Rochell, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL). Es dränge sich der Eindruck auf, dass das bewährte Apothekensystem zerstört werden soll.
Von der geplanten PTA-Vertretung hält Rochell nichts. Viele der Aufgaben in einer Apotheke seien an die Präsenz des Apothekers gebunden. »Soll ich zum Beispiel künftig Betäubungs-, also starke Schmerzmittel nur einmal pro Woche mit Termin abgeben?« Die Fernwartung durch den Apotheker per Videoschaltung bedeute eine riskante Trivialisierung der Arzneimittelabgabe, die letztlich ein Risiko für die Patientensicherheit berge.
Auch die geplante Honorarumverteilung stößt nicht auf die Zustimmung des AVWL-Vorsitzenden: »Die geplante Honorarumverteilung ist außerdem nicht finanzneutral, wie das Ministerium behauptet, allenfalls im Jahr der Umstellung. Sie bedeutet letztlich eine Kürzung des Honorars. Damit wird das Apothekensystem nicht gesichert. Denn nach elf Jahren ohne jeglichen Inflationsausgleich brauchen wir keine Umverteilung, sondern schlicht mehr Geld im System«, so Rochell. Die geplante Erhöhung der Vergütung im Jahr 2027 komme zu spät.
Der AVWL-Vorsitzende sieht in der geplanten Reform einen Bruch des Ampel-Koalitionsvertrags. Die Parteien hätten sich darauf verständigt, dass Apotheken künftig für die Patienten mehr pharmazeutische Dienstleistungen wie Blutdruckchecks anbieten sollten. Stattdessen, werde der Finanztopf, der für diese Leistungen zur Verfügung steht, gekürzt, um Geld für Notdienste abzuzwacken. Dies bedeute für Landapotheken, die viele Notdienste leisten müssen, ein jährliches Plus in Höhe eines niedrigen vierstelligen Betrages. »Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein und keine Antwort auf elf Jahre Stagnation bei der Vergütung«, so Rochell.