Geschichte lenkt den Wohlstand |
Jennifer Evans |
18.12.2024 09:00 Uhr |
Als Beispiel für die Analyse diente die Stadt Nogales, die zum Teil in Mexiko und zum Teil in den USA liegt. Der mexikanische Teil im Bundesstaat Sonora ist heute ärmer als der US-amerikanische in Arizona. Und das, obwohl die Bevölkerung, Kultur und das Klima identisch sind. Der einzige Unterschied kommt demnach durch die gesellschaftlichen Institutionen. Im amerikanischen Norden hatten die Menschen durch die Siedler mehr Möglichkeiten bekommen, was Ausbildung, Job sowie politische Rechte anging. Im mexikanischen Süden von Nogales hingegen entstanden durch die spanischen Kolonien ganz andere Einrichtungen, heißt es. Organisierte Verbrechen machen es Unternehmern schwer, korrupte Politiker halten sich hartnäckig.
Und noch einen weiteren Zusammenhang stellten die Wissenschaftler fest: Je höher die Sterblichkeit bei den Kolonisatoren, desto niedriger das heutige Pro-Kopf-Bruttoinlandprodukt. Das liegt laut der Studie daran, wie gefährlich es seinerzeit war, ein Gebiet zu kolonisieren. Sprich: Je dichter die indigene Bevölkerung, desto größer war der zu erwartende Widerstand. Andererseits bot eine größere indigene Bevölkerung – sobald sie besiegt war – lukrative Möglichkeiten für billige Arbeitskräfte. Dies führte dazu, dass weniger europäische Siedler in bereits dicht besiedelte Kolonien zogen. Dünner besiedelte Gebiete boten den Kolonisatoren dagegen weniger Widerstand, aber auch weniger auszubeutende Arbeitskräfte, sodass sich dort generell mehr europäische Kolonisatoren niederließen.
Zudem entwickelten die Preisträger einen theoretischen Rahmen, der erklärt, warum manche Gesellschaften bis heute in ihren Zustand von extraktiven Institutionen gefangen bleiben und Reformen sich oft so schwer gestalten. Im Kern geht es dabei um politische Macht und das Problem der Glaubwürdigkeit zwischen herrschender Elite und Bevölkerung.
Extraktive Institutionen verschaffen Machthabern nämlich kurzfristige Vorteile, hemmen aber das Wirtschaftswachstum. »Solange das politische System ihnen garantiert, dass sie die Kontrolle behalten, wird niemand ihren Versprechen über künftige Wirtschaftsreformen trauen«, heißt es. Nach Ansicht der Preisträger ist dies eine Ursache dafür, warum keine Verbesserung eintritt. Unter bestimmten Umständen sei es jedoch möglich, dass sich einige Länder von der Vergangenheit lösten und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit etablierten, heißt es.
Das Fazit des Forschungsteams: Institutionen, die entstanden, um Massen auszubeuten, waren schlecht für das langfristige Wachstum eines Landes. Während jene Einrichtungen, die wirtschaftliche Freiheiten und Rechtsstaatlichkeit schufen, dem Erfolg zuträglich waren und die Armut in Schach hielten.