Geringe Freisetzung von THC aus Hanftee |
Christina Hohmann-Jeddi |
26.07.2023 07:00 Uhr |
Die in Hanftee enthaltenen Cannabinoide lösen sich beim Überbrühen mit kochendem Wasser nur schlecht, zeigt eine Analyse des Bundesinstituts für Risikobewertung. / Foto: Adobe Stock/Heike Rau
Produkte mit Hanf liegen im Trend: Von Hanfbier über -limonade bis -shampoo ist vieles zu erhalten. Auch Hanftee, der oftmals aus Blättern und Blüten von Nutzhanf besteht, ist legal erhältlich. Unter der Bezeichnung Nutzhanf sind alle Sorten von Cannabis sativa zusammengefasst, die zur kommerziellen Nutzung, aber nicht zur Herstellung von Drogen oder als Arzneimittel genutzt werden. In den Pflanzen sind geringe Mengen an Cannabionoiden enthalten – der THC-Gehalt muss unter 0,2 Prozent liegen. Aufgrund seiner berauschenden (psychoaktiven) Wirkung liegt der Fokus der gesundheitlichen Bewertung der Produkte auf dem Cannabinoid Δ9-Tetrahydrocannabinol (Δ9-THC).
Ein Forscherteam um Nadja Triesch vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat für 23 Hanftee-Sorten ermittelt, in welchen Konzentrationen Cannabinoide in den Tee-Aufguss übergehen. Bisher sei aufgrund fehlender Daten ein 100-prozentiger Übergang von Δ9-THC aus dem Hanftee in den Aufguss angenommen worden, heißt es in einer Mitteilung des Instituts. Die Untersuchungen zeigten jedoch, dass durchschnittlich nur 0,5 Prozent des Δ9-THC in den Tee-Aufguss übertreten. Das berichtet das Team im Fachjournal »Food Additives & Contaminants: Part A«.
Zunächst bestimmte das Team die Trockengehalte von insgesamt 16 Cannabinoiden in den Tees. Der Gesamtgehalt an Cannabinoiden in den Trockenprodukten betrug durchschnittlich 14.960 mg/kg, wobei Cannabidiol plus Cannabidiolsäure mit zusammen 87 Prozent des gesamten Cannabinoidgehalts die wichtigste Komponenten darstellten. Der Gehalt an Δ9-THC reichte von 16 mg/kg bis 935 mg/kg und betrug im Durchschnitt 221 mg/kg. Die Konzentrationen von Δ9-THC und Δ9-THC-Säure zusammengenommen lagen in allen Produkten unter 0,18 Prozent des Trockengewichts und damit im legalen Rahmen.
Für ihre Untersuchung stellte das BfR-Team für jeden Hanftee einen Aufguss nach einem genormten Protokoll des Deutschen Instituts für Normung (DIN) mit fünf Minuten Ziehzeit her und ermittelten für diesen die Cannabinoidgehalte. Anschließend schätzten die Forschenden den Übertritt der Substanzen durch Vergleich der Gehalte im Trockenmaterial mit den Konzentrationen im wässrigen Aufguss ab. Der Publikation zufolge führte »die begrenzte Wasserlöslichkeit der Cannabinoide zu einer begrenzten Extraktionseffizienz« bei der Zubereitung eines Teeaufgusses mit kochendem Wasser. Von Δ9-THC gingen nur 0,5 Prozent des Trockengehalts in den Aufguss über. Andere Substanzen hatten höhere Transferraten: So gingen von Cannabidivarinisäure (CBDVA) 68 Prozent und von Tetrahydrocannabivarinisäure (THCVA) 43 Prozent in Lösung. Beide Substanzen sind nicht psychoaktiv. Insgesamt lag die Extraktionsrate für alle Cannabinoide bei etwa 20 Prozent, berichtet das Team um Triesch.
Aufgrund der Ergebnisse gehen die Forschenden davon aus, dass die Aufnahme von Δ9-THC über Hanftee deutlich geringer ist, als bisher angenommen wurde. Um durch den Hanftee-Konsum die akute Referenzdosis (ARfD) von1 µg Δ9-THC pro kg Körpergewicht zu überschreiten, müsste eine 60 kg schwere Person etwa 14 Liter Hanftee pro Tag trinken. Bei dem Hanftee mit dem höchsten Δ9-THC-Gehalt wären jedoch bereits 0,9 Liter ausreichend, um die ARfD von Δ9-THC zu überschreiten.