Geplante Kredite empören Kassen |
Das Bundeskabinett beschließt heute den Entwurf für den Haushalt 2026. / © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Das Bundeskabinett beschließt heute den Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 2026 und einen Beschluss über den Finanzplan des Bundes 2025 bis 2029.
Union und SPD haben vereinbart, angesichts steigender Milliardenkosten für die Sozialsysteme wie Rente, Gesundheit und Pflege Reformkommissionen einzusetzen. Diese sollen laut Kabinettsvorlage Ergebnisse vorlegen, die auch zu einer Entlastung des Bundeshaushalts beitragen.
Für die gesetzliche Kranken- und die soziale Pflegeversicherung sind über den regulären Bundeszuschuss von 14,5 Milliarden Euro hinaus keine zusätzlichen Steuergelder eingeplant. Für 2026 soll es stattdessen zwei Darlehen geben. Eins in Höhe von 2,3 Milliarden Euro für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und eins in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für die Soziale Pflegeversicherung (SPV). Die Krankenkassen reagieren empört.
Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), schlägt als Lösung für das immer größer werdende Finanzproblem der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung die Anhebung des Herstellerrabatts und die Senkung der Mehrwertsteuer auf Arznei- und Hilfsmittel vor.
»Außerdem muss der Staat endlich seiner finanziellen Verantwortung nachkommen und kostendeckende Beiträge für Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld zahlen. Der Staat schuldet den gesetzlichen Krankenkassen hier jährlich rund zehn Milliarden Euro«, so Baas in einer Pressemitteilung.
Die Regierung müsse handeln, da Versicherte und Wirtschaft auf Dauer nicht weiter belastet werden könnten.
»Kredite sind keine Lösung für dieses Problem. Das Geld wird bei der Krankenversicherung nicht einmal ausreichen, um die Beiträge zum Jahreswechsel zu stabilisieren und es muss außerdem zurückgezahlt werden«, so Baas.
»Die GKV bleibt auf den Kosten für die Bürgergeldbeziehenden sitzen, die Pflegeversicherung erhält keinen Ausgleich für die Pandemiekosten und muss auch die Rentenbeiträge für pflegende Angehörige weiter selbst bezahlen. Das sind alles versicherungsfremde Aufgaben, die aus Steuermitteln bezahlt werden müssten«, sagt Anne-Kathrin Klemm, Vorständin des BKK Dachverbandes, in einer Pressemitteilung. Der BKK Dachverband ist die politische Interessenvertretung von 64 Betriebskrankenkassen und vier Landesverbänden mit rund 9,6 Millionen Versicherten.
»Um das Allerschlimmste zu verhindern, gibt es, wie in diesem Jahr, auch 2026 Darlehen für die GKV und die SPV«, so Klemm weiter. Damit sei die Zahlungsfähigkeit vorerst gesichert, mehr aber auch nicht. Die weit unter die gesetzlich vorgeschriebene Grenze gesunkenen Mindestreserven der Kassen seien noch nicht wieder aufgefüllt, obwohl es dieses Jahr Rekord-Beitragssätzen gab.
»Voraussichtlich werden weitere Anhebungen folgen. Selbst der Kanzler stimmt schon darauf ein. Und das dicke Ende kommt, wenn eine noch teurere GKV und SPV die Darlehen zurückzahlen müssen«, so Klemm weiter. Die jetzt dringend notwendige Stabilisierung der Finanzen sei gnadenlos gescheitert.