Gemischtes Bild bei den Halsschmerzmitteln |
Für diese Produkte hat die Stiftung Warentest sich die Evidenzlage angeschaut und eine Nutzen-Risiko-Bewertung vorgenommen. / © Stiftung Warentest/Ralph Kaiser
Bei einer Halsentzündung wünschen viele Menschen Lutschpastillen, Halsschmerztabletten und Mundsprays, die Linderung versprechen. Die Stiftung Warentest hat aktuell 24 häufig gekaufte Produkte bewertet. Das heißt: Die Prüfenden haben Studien gesichtet, die Erkenntnisse über Wirkung, Nutzen und Risiken der Erkältungshelfer liefern. Das Fazit fällt ernüchternd aus: Nur fünf der 24 Produkte seien demnach geeignet, um Halsbeschwerden zu behandeln – und das auch nur mit Einschränkung. »Der große Rest ist sein Geld nicht wert«, schreiben die Warentester. Oft würden auch wirkstofffreie Bonbons aus dem Supermarkt und andere Hausmittel einen guten Job machen, und zwar günstiger und ohne Nebenwirkungen.
Grundsätzlich gilt: Haben Erkältungsviren die Halsschleimhäute befallen, gibt es kein Heilmittel, das die Entzündung wegzaubern kann. Innerhalb von zwei bis sieben Tagen heilt sie von allein ab. In dieser Zeit lassen sich Beschwerden wie Schmerzen und Heiserkeit aber lindern. Das darf man auch von den Mitteln erwarten, die sich die Stiftung Warentest angeschaut hat. Allein schon, weil etwa das Lutschen einer Tablette Speichel erzeugt, der Mund und Rachen befeuchtet.
Die Wirkstoffe hingegen können oft weniger ausrichten, als so manch einer erwartet. Über das schmerzstillende und entzündungshemmende Benzydamin etwa schreibt Stiftung Warentest: Es sei nicht belegt, dass der Wirkstoff bei Halsentzündungen mehr ausrichte als ein Placebo. Hinzu komme, dass der Wirkstoff Allergien auslösen kann. Bewertung: »wenig geeignet«.
Überhaupt hat Warentest vor allem die Nebenwirkungen im Blick: Der Wirkstoff Flurbiprofen kann zu Geschwüren in der Mundschleimhaut führen. Antiseptische Wirkstoffe töten nicht nur unerwünschte, sondern auch nützliche Bakterien ab. Und mit Präparaten, die mehrere Wirkstoffe kombinieren, kaufe man sich im Zweifel auch mehr Nebenwirkungen ein. Wirkungsvoller sind sie der Stiftung Warentest zufolge nicht.
Immerhin fünf Produkte beurteilen die Warentester als «mit Einschränkung geeignet». Sie lindern die Beschwerden zwar nicht besser als andere Mittel im Test, bringen aber immerhin keine gravierenden Nebenwirkungen mit sich. Dabei handelt es sich um die Gelorevoice® Halstabletten Kirsch-Menthol, Ipalat® Hydro Med Lutschpastillen sowie Isla® Junior Pastillen, Isla® med akut Zitrus-Honig Pastillen und Isla® Moos Pastillen.
Bei all diesen gilt: Die therapeutische Wirksamkeit sollte noch besser belegt werden. Alle fünf sind Medizinprodukte, keine Arzneimittel, da sie nicht pharmakologisch, sondern physikalisch wirken. Beispiel Isländisch Moos: Das ist eine Flechte, die zum Großteil aus Schleimstoffen besteht. Diese Stoffe legen sich wie ein Gel auf die Schleimhäute und sorgen zudem dafür, dass mehr Speichel produziert wird. Beides soll einen reizlindernden Effekt haben. Es braucht den Warentestern zufolge aber noch weitere Studien, um diese Wirkung eindeutig zu belegen.
Die teuersten Produkte im Test kosten mehr als 15 Euro. Günstiger und ähnlich gut lassen sich Halsschmerzen aber auch mit Hausmitteln lindern. Zum Beispiel mit sauren Bonbons, so Stiftung Warentest. Je saurer sie sind, desto mehr Speichel bildet sich, womit die Schleimhäute besser befeuchtet werden. Ebenfalls wohltuend ist es, viel zu trinken, das kann bei Halsschmerz auch gut ein Tee mit Salbei, Thymian und Lindenblüten sein. Gurgeln mit Salzwasser kann zudem dabei helfen, die Mund- und Rachenschleimhaut von virendurchsetzten Belägen zu befreien.