Gemeinsam stark, gemeinsam laut |
Isabel Weinert |
14.06.2023 20:00 Uhr |
Dabei würde man sich in Apotheken lieber den pharmazeutischen Aufgaben widmen, der Beratung und den Pharmazeutischen Dienstleistungen. Seyfarth monierte hier auch die Idee einer Präqualifizierung und konstatierte: »Weg damit!«
Das ganz aktuelle Thema seien die Lieferengpässe. Dass in einem Land, ehemals Apotheke der Welt, die Regierung es nicht schaffe, stabile Lieferketten aufzubauen, damit die Kinder ihre Fiebersäfte bekämen, die Patienten ihre Schmerzmittel, die Diabetiker ihre Insuline. Wenn der Kurs dieser Regierung weitergehe, werde das Fass irgendwann überlaufen und auch die Bevölkerung werde sich bei der nächsten Wahl genau überlegen, wer hier für was verantwortlich sei.
»Wir haben dieses Jahr wieder die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern und ganz sicher muss es eine Erhöhung auch wieder für die Mitarbeiter geben. Letztes Jahr gab es schon eine von 10 Prozent, völlig gerechtfertigt aus meiner Sicht«, so Seyfarth.
Dieses Jahr seien es wenigstens 3 Prozent. Wenn man sich die Tarifabschlüsse der anderen Gewerkschaften ansehe, dann müsse die Politik auch dafür sorgen, dass die Apotheken in der Lage seien, diese Gehälter zu bezahlen. »Dafür sind wir heute hier. Nageln Sie die Politiker auf ihre Aussagen fest, es ist schon fünf nach zwölf!«
Auf der Bühne folgte die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, Ursula Funke. »Wir lieben unseren Beruf, aber dafür brauchen wir die wirtschaftliche Basis, sonst trocknet diese Liebe ein«, so Funke.
Seit fast 20 Jahren werde ohne nennenswerte Honorarerhöhung gearbeitet. Niemand sonst arbeite für das Gehalt von 2004. Dabei mache die Wertschöpfung der deutschen Apotheken gerade 2 Prozent der Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aus. »Die Verwaltungsausgaben der GKV liegen bei 4,5 Prozent. Sie können sich überlegen, wer Kostentreiber ist. Wir alle zusammen sicher nicht«.
Lauterbachs Plan sei ein Almosen, eine Ohrfeige links und rechts. 50 Cent, das sei unglaublich. »Wir lösen die Probleme, die wir nicht geschaffen haben und das geht nicht zum Nulltarif.« Bei der Politik und den Krankenkassen gelte aber das Motto »billig, billiger, am billigsten«.
»Der Dank für all das, was wir in der Pandemie gemacht haben, ist die Honorarkürzung, die wir in diesem Jahr zum 1. Februar hinnehmen mussten. Das beste Arzneimittel wirkt nicht, wenn es falsch eingenommen wird.« Gute Arbeit verdiene auch gute Honorierung. Sonst gebe es keinen Nachwuchs. »Lassen Sie uns gemeinsam stark sein, gemeinsam laut sein und an einem Strang ziehen«, endete Funke.
Die Stadt Mainz ist nicht weit. Die Verbände kämpfen gemeinsam um die Apotheken vor Ort. Petra Engel-Djabarian, Pressesprecherin des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz, war deshalb ebenfalls in Wiesbaden und betonte die Bedeutung für einen gemeinsamen Protest beider Bundesländer. Die Bundesregierung sorge nicht für faire Rahmenbedingungen und gerade auch die Pharmaziestudierenden benötigten Verlässlichkeit seitens der Politik und dürften sich nicht als Spielball von Sparzwängen sehen.
Foto: PZ/Isabel Weinert