»Gemeinsam sind wir stärker« |
Laura Rudolph |
23.11.2023 15:05 Uhr |
Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann zeigte sich bei der Kammerversammlung erfreut über den heilberuflichen Schulterschluss. / Foto: AKNR/Uta Wagner
Die 10. Sitzung der XVII. Kammerversammlung der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) fand am 22. November in Köln statt – parallel zum Protest der Apothekenteams aus Bayern und Baden-Württemberg in Stuttgart. In seinem Bericht fand Kammerpräsident Dr. Armin Hoffmann klare Worte für die fehlgeschlagene Gesundheitspolitik: »Soll ich Ihnen all die Missstände wie die schlechte Honorierung, die Personalnot, die Apothekenschließungen oder Lauterbachs Pläne aufzählen? Nein – das will und kann doch niemand mehr hören«.
Hoffmann führte am Mittwoch der vergangenen Woche den Protestzug durch Dortmund an. »Diesmal waren auch Ärzte und Zahnärzte vor Ort. Auch ihnen steht das Wasser bis zum Hals. Gemeinsam sind wir stärker«, freute sich Hoffmann über den heilberuflichen Schulterschluss. Laut Polizeiangaben hätten mehr als 5000 Heilberufler an dem »Protest gegen die fehlgeschlagene Gesundheitspolitik« teilgenommen.
Hoffmann betonte, wie wichtige die Vor-Ort-Apotheken für die ambulante Versorgung der Bevölkerung seien. Insbesondere während der Coronavirus-Pandemie hätten die Apothekenteams gezeigt, was in ihnen steckt. Mit ihrem umfassenden Leistungsangebot hätten die Apotheken im Kammerbezirk und bundesweit die ambulante Versorgung stets aufrecht erhalten. Des Weiteren lobte Hoffmann die Notapotheken, die nach der Flut im Ahrtal die Versorgung aufrecht erhielten: »Eigentlich müsste man diesen helfenden Kolleginnen und Kollegen ein Denkmal setzen.«
Die Kammerversammlung fand im Kölner Kongresszentrum Gürzenich statt. / Foto: AKNR/Uta Wagner
Vor allem für ältere Menschen seien Vor-Ort-Apotheken nicht nur ein Ort für den Erwerb von Medikamenten, sondern auch eine Anlaufstelle gegen Einsamkeit. Apothekenteams übernähmen eine wichtige Rolle als Gesprächspartner und seien auch Mal »einfach für die Menschen da«. Als bedeutende Schritte in der Weiterentwicklung des Berufs ordnete Hoffmann die Grippe- und Covid-Impfungen in der Apotheke sowie die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) ein.
Hoffmann informierte zudem über Neuerungen in der Kammer. Es gebe nun eine Nachwuchs-AG und einen Ausschuss für Digitalisierung, um Apothekenteams noch besser beraten zu können. Zudem seien gemeinsam mit dem Apothekerverband Nordrhein und der benachbarten Apothekerkammer Westfalen-Lippe einige Projekte umgesetzt worden. Auch zeigte sich Hoffmann erfreut über die neue Webseite der AKNR.
Um die Bedeutung der pDL ging es auch in einem Vortrag von Dr. Nina Griese-Mammen, Abteilungsleiterin Wissenschaftliche Evaluation der ABDA. Die pDL böten nicht nur einen Mehrwert für die Patienten und das Apothekenteam. Griese-Mammen informierte auch über die Angebote des pDL-Support-Centers der Kammer, das bisher in dieser Form einzigartig sei. Hoffmann ergänzte, dass er gelegentlich Anfragen von Apothekern aus anderen Kammerbezirken bekäme, ob diese das Support-Center nutzen könnten. »Wieso nicht? Gemeinsam ist man stark«, betonte der Kammerpräsident. Carina John, Maren Patte und Dr. Katja Renner von der AKNR ermutigten die Anwesenden, in ihrer Apotheke pDL einzuführen.
Im Rahmen der Kammerversammlung stellte zudem Geschäftsführerin Dr. Sabine Viefhues zudem das Projekt »Sichere Rezepturpraxis 2.0« vor, das die Geschäftsstelle der AKNR derzeit erarbeitet. Ziel ist es, Apotheken bei der Herstellung von Rezepturen zu schulen und zu unterstützen.
Justiziarin und Geschäftsführerin Dr. Bettina Mecking informierte die Delegierten zudem umfangreich über aktuell laufende Rechtsverfahren der Kammer. Im Fokus der Klagen stünden Verletzungen des Fremdbesitzverbots und der freien Apothekenwahl. »Wir sehen uns als Hüter dieser Grundsätze«, betonte Mecking. Derzeit liefen etwa Verfahren gegen dubiose Vertriebskanäle, darunter Internetplattformen, die durch das Ausfüllen eines vermeintlich ärztlich überprüften Fragebogens offenbar den Besuch in der Praxis ersetzt. Auch geht die Kammer gegen virtuellen Fremdbesitz vor, beispielsweise, wenn Plattformen umsatzbezogene Partnerschaften mit Apotheken anbieten. Die Einreichung von Klagen mit viel Elan sei ein Alleinstellungsmerkmal der Kammer. Auch Hoffmann zeigte sich erfreut: »Ich bin stolz, Präsident einer Kammer zu sein, die klare Kante zeigt.«
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