Gemeinsam lernen bei der PJ-Akademie |
Im Rahmen des niedersächsischen Pilotprojekts »PJ-Akademie« können sich angehende Ärztinnen und Apotheker austauschen und voneinander lernen. / Foto: AK Niedersachsen
Ziel der PJ-Akademie ist es, durch eine enge Zusammenarbeit der Heilberufe die Versorgung von Patientinnen und Patienten deutlich zu verbessern. Das Projekt wurde von der Apothekerkammer Niedersachsen, dem Städtischen Klinikum Braunschweig (skbs) und der Technischen Universität Braunschweig vor einem Jahr ins Leben gerufen.
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Medizinstudierenden durch das Pharmaziezentrum geführt, um einen Einblick in Forschung und Lehre zu bekommen. Parallel wurde der begleitende Unterricht für die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum durchgeführt. Im Anschluss daran begrüßte die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Cathrin Burs, alle Studierenden mit einer inspirierenden Rede. »Das Teilen von Wissen und Erfahrungen fördert ein tieferes Verständnis für die vielfältigen Aspekte der Patientenversorgung«, betonte sie.
Cathrin Burs / Foto: AK Niedersachsen
Sie hob die Bedeutung des Netzwerkaufbaus hervor, der im Laufe der Karrieren der Teilnehmenden unerlässlich sei, um die besten Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten zu finden und innovative Lösungen für die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu entwickeln. »Ihre Rolle als ›Pioniere‹ ist nicht zu unterschätzen. Ihre Begeisterung und Ihr Engagement sind der Schlüssel zu einer besseren Gesundheitsversorgung für alle, bei der verschiedene Fachrichtungen Hand in Hand arbeiten. Nur zusammen bringen wir unser Gesundheitswesen voran«, sagte sie begeistert.
Professor Dr. Jan T. Kielstein, Chefarzt der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Blutreinigungsverfahren des skbs, stimmte der Kammerpräsidentin zu und ergänzte, dass er es »richtig cool« finde, dass die Studierenden an dem Pilotprojekt teilnehmen. »Es sind Veranstaltungen wie diese, die die interdisziplinäre Zusammenarbeit prägen und viele lernen heute Menschen kennen, die sie auch noch in einigen Jahren mit speziellen Fragen zur komplexen Pharmakotherapie von Erkrankungen kontaktieren können.«
Mit Blick auf das Schwerpunktthema leitete der Arzt das fachliche Programm mit den Worten ein, dass man bei der Behandlung der Herzinsuffizienz vor der Herausforderung einer »Mega-Polypharmazie« stehe. »Auf Herz und Nieren prüfen«: Anschaulich erläuterte Kielstein mit Vergleichen aus der Automobilbranche – der traditionellen BMW-Niere und dem Motor –, wie wichtig es sei, alle Organe beim Medikationsprozess zu berücksichtigen und wie relevant auch der interprofessionelle Austausch mit Apothekerinnen und Apothekern und innerhalb der einzelnen medizinischen Fachbereiche sei.
Professor Dr. Ingo Rustenbeck / Foto: AK Niedersachsen
Der erste Vortrag, gehalten von Professor Dr. Ingo Rustenbeck vom Pharmakologischen Institut der TU Braunschweig, behandelte die Wirkungsweise und Anwendung von Calcium-Sensitizern und Neprilysin-Inhibitoren, zwei wichtigen neuen Medikamentengruppen in der Behandlung von Herzinsuffizienz. Jan Ballof, Oberarzt für Kardiologie und Angiologie am skbs, betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit beider Fachrichtungen bei der Behandlung der Herzinsuffizienz. »Wir wollen Patientinnen und Patienten in einem interdisziplinären Netzwerk eine individuelle Diagnostik und Therapie anbieten, bei der von allen Seiten auf die Erkrankung geschaut wird. Sowohl die Gründe als auch die Auswirkungen der Erkrankung sind vielfältig und müssen zielgerichtet erkannt und optimal behandelt werden.«
Herzpatienten litten häufig auch an anderen Erkrankungen, wie Niereninsuffizienz, und erhielten daher eine Kombinationstherapie mit bis zu zehn Arzneimitteln. Während lange Zeit eine langsame Zunahme der Medikation im Sinne eines Stufenplans als richtig angesehen wurde, ist mittlerweile eine Kombinationstherapie von Anfang an Standard. »Alles rein, was geht«, laute das Motto, um die Lebensqualität und -erwartung der Erkrankten zu verbessern. Amelie Gienapp, Assistenzärztin der Kardiologie des skbs, stellte im letzten Vortrag Fälle aus der Klinik vor. Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen, zu diskutieren und ihr theoretisches Wissen auf praktische Fragestellungen anzuwenden.
Nach dem fachlichen Programm fand ein gemütliches Get-together im Arzneipflanzengarten des Pharmaziezentrums der Technischen Universität statt. Bei Schnittchen und Musik hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und ihre Eindrücke des Tages Revue passieren zu lassen.
Das Feedback der PJler sowie der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten war durchweg positiv, wie eine anonyme Umfrage unter den jeweiligen Gruppen ergab. Aus den Reihen der Pharmazeuten wurde der Wunsch geäußert, die Module in den begleitenden Unterricht zu integrieren. Außerdem solle der Austausch noch mehr im Vordergrund stehen. Insgesamt war die Veranstaltung ein großer Erfolg und ein weiterer Schritt in Richtung einer verbesserten interprofessionellen Ausbildung im Gesundheitswesen. Die nächsten Module der PJ-Akademie in Braunschweig sind bereits in Planung.