Gemeinsam lernen bei der PJ-Akademie |
Mit Blick auf das Schwerpunktthema leitete der Arzt das fachliche Programm mit den Worten ein, dass man bei der Behandlung der Herzinsuffizienz vor der Herausforderung einer »Mega-Polypharmazie« stehe. »Auf Herz und Nieren prüfen«: Anschaulich erläuterte Kielstein mit Vergleichen aus der Automobilbranche – der traditionellen BMW-Niere und dem Motor –, wie wichtig es sei, alle Organe beim Medikationsprozess zu berücksichtigen und wie relevant auch der interprofessionelle Austausch mit Apothekerinnen und Apothekern und innerhalb der einzelnen medizinischen Fachbereiche sei.
Professor Dr. Ingo Rustenbeck / Foto: AK Niedersachsen
Der erste Vortrag, gehalten von Professor Dr. Ingo Rustenbeck vom Pharmakologischen Institut der TU Braunschweig, behandelte die Wirkungsweise und Anwendung von Calcium-Sensitizern und Neprilysin-Inhibitoren, zwei wichtigen neuen Medikamentengruppen in der Behandlung von Herzinsuffizienz. Jan Ballof, Oberarzt für Kardiologie und Angiologie am skbs, betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit beider Fachrichtungen bei der Behandlung der Herzinsuffizienz. »Wir wollen Patientinnen und Patienten in einem interdisziplinären Netzwerk eine individuelle Diagnostik und Therapie anbieten, bei der von allen Seiten auf die Erkrankung geschaut wird. Sowohl die Gründe als auch die Auswirkungen der Erkrankung sind vielfältig und müssen zielgerichtet erkannt und optimal behandelt werden.«
Herzpatienten litten häufig auch an anderen Erkrankungen, wie Niereninsuffizienz, und erhielten daher eine Kombinationstherapie mit bis zu zehn Arzneimitteln. Während lange Zeit eine langsame Zunahme der Medikation im Sinne eines Stufenplans als richtig angesehen wurde, ist mittlerweile eine Kombinationstherapie von Anfang an Standard. »Alles rein, was geht«, laute das Motto, um die Lebensqualität und -erwartung der Erkrankten zu verbessern. Amelie Gienapp, Assistenzärztin der Kardiologie des skbs, stellte im letzten Vortrag Fälle aus der Klinik vor. Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen, zu diskutieren und ihr theoretisches Wissen auf praktische Fragestellungen anzuwenden.
Nach dem fachlichen Programm fand ein gemütliches Get-together im Arzneipflanzengarten des Pharmaziezentrums der Technischen Universität statt. Bei Schnittchen und Musik hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und ihre Eindrücke des Tages Revue passieren zu lassen.
Das Feedback der PJler sowie der Pharmazeutinnen und Pharmazeuten war durchweg positiv, wie eine anonyme Umfrage unter den jeweiligen Gruppen ergab. Aus den Reihen der Pharmazeuten wurde der Wunsch geäußert, die Module in den begleitenden Unterricht zu integrieren. Außerdem solle der Austausch noch mehr im Vordergrund stehen. Insgesamt war die Veranstaltung ein großer Erfolg und ein weiterer Schritt in Richtung einer verbesserten interprofessionellen Ausbildung im Gesundheitswesen. Die nächsten Module der PJ-Akademie in Braunschweig sind bereits in Planung.