Gematik glaubt nicht mehr an Medisign |
Alexander Müller |
30.09.2025 08:40 Uhr |
Medisign muss bis Jahresende noch tausende eHBA und SMC-B-Karten umstellen. / © Medisign
Bis zum Jahresende müssen die Verschlüsselungsverfahren für die Telematikinfrastruktur (TI) umgestellt werden: Das alte Verfahren RSA 2048 wird von dem neueren ECC 256 abgelöst. In der Praxis bedeutet das: Die elektronischen Heilberufsausweise (eHBA) sowie Praxis- und Institutionsausweise (SMC-B) der Generation 2.0 müssen bis zum Stichtag durch Karten der Generation 2.1 ersetzt werden, sonst können Apotheken nichts mehr signieren und E-Rezepte nicht mehr eingelöst werden.
Doch genau auf diesen Kartentausch warten zahlreiche Medisign-Kunden seit Monaten. Der Anbieter hängt deutlich hinter dem Zeitplan. Zur Erklärung teilt eine Sprecherin gegenüber der PZ mit: »Durch die Umstellung auf ein neues System ist es leider zu einem Zeitverzug in der Produktion von etwa vier Wochen gekommen.« Optimierte Prozesse und Funktionalitäten im Antragsportal sowie Mehrarbeit sollen jetzt den Produktionsrückstand ausgleichen, heißt es.
Die entstandene Verzögerung sei auf zwei Faktoren zurückzuführen: den Aufbau einer neuen Produktionsstraße, die am vergangenen Samstag vollständig in Betrieb genommen worden sei, sowie die Datenmigration auf das neue System, heißt es von Medisign. Dem Vernehmen nach war das alte Trustcenter nicht für die neuen HBA zertifiziert. Und der Wechsel auf das neue lief alles andere als rund, sodass die Produktion der Karten vorübergehend komplett stilllag.
Trotzdem geht man bei Medisign weiter davon aus, bis zum Jahreswechsel noch alle Apotheken umstellen zu können. »Mit der neuen, deutlich leistungsstärkeren Produktionsstraße sind wir in der Lage, täglich bis zu 2.600 Karten herzustellen.« Bis Jahresende sollen alle Apotheken ihre Folgekarten erhalten. Allein bei den Apotheken müssen noch 6400 HBA und 1100 SMC-B ausgetauscht werden.
Weniger optimistisch ist man bei der Gematik. Die teilstaatliche Agentur ist für den Betrieb der Telematikinfrastruktur (TI) zuständig und sah sich jetzt genötigt, das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sowie die anderen Gesellschafter davor zu warnen, dass tausende Leistungserbringer bald von der TI abgeschnitten sein könnten.